2017 ist zu Ende. Morgen haben wir ein neues Jahr, während ich gedanklich erst mit 2016 abgeschlossen und 2017 begonnen habe.

Seit ich 13 Jahre alt bin habe ich angefangen, den Jahren Namen zu geben, mal zu Beginn und mal zu Ende des Jahres. 2016 war „das beste Jahr meines Lebens“. 2017 dagegen war, das wird mir rückblickend definitiv klar, eine einzige Achterbahn. Nicht immer war alles so, wie ich es mir vorgestellt habe – im positiven oder negativen Sinne.

Auch für die Welt beinhaltete 2017 einiges an Chaos, es gab Hochs und Tiefs. So erscheint es mir, als hätte der Terror dieses Jahr etwas von Europa abgelassen, während es in anderen Gebieten der Erde weiterhin kracht. Auch politisch wird Chaos wohl eines der treffendsten Begriffe sein, zumindest in Deutschland. Wir beginnen das neue Jahr 2018 ohne eine feste Regierung, dafür aber mit einem Stapel an Verhandlungen, den es abzuarbeiten gilt. Selten hat so viel Ungewissheit geherrscht, was den Verlauf des kommenden Jahres betrifft, nicht in der weltpolitischen Situationen und auch nicht für mich persönlich.

2018 ändert sich alles.

2017 war zum letzten Mal „alles wie immer“ – und doch hat sich alles verändert.

 

Wenn ich in einigen Jahren positiv auf etwas zurückblicken werde, dann auf diese Reisen. Wieder habe ich ein Stück von der Welt gesehen, das ich vorher noch nicht kannte, habe mich zwischen italienischen Vulkaninseln und französischen Sandstränden verliebt, in die Vielfalt des europäischen Kontinents, dessen Grenzen ich in diesem Jahr leider nicht überschritten habe.

1. Preisverleihung in Graz, AUSTRIA

Die schönsten Reisen sind häufig die, die wir uns gar nicht selbst ausgesucht haben. Völlig überraschend habe ich für meinen Beitrag beim europäischen Literaturwettbewerb eine besondere Erwähnung erhalten. So reiste ich am 07. April – mit einigen Umwegen und Abenteuern sponsored by DeutscheBahn – in die steirische Stadt Graz, wo ich im Rahmen der Preisverleihung meinen Text vortragen durfte. Am nächsten Morgen, als die ganze Stadt noch schlief, stieg ich auf den Schlossberg – und begriff, wie schön Graz wirklich ist. Nach wenigen Stunden musste ich meinen Happy Place wieder verlassen, aber sicherlich nicht für immer.

>> Zum Nachlesen: 1035 Minuten Graz

2. Sizilien und Liparische Inseln, ITALY

Diese Reise war keine Überraschung, sondern seit Monaten herbeigesehnt. Schon bevor 2017 angefangen hatte, wusste ich dass sie das Highlight sein würde. Ich sollte recht behalten.

Das war nicht nur eine Klassenfahrt. Ich war an Orten von denen ich dachte Da kommst du nie wieder raus , Dinge gemacht die ich mich eigentlich nie trauen würde, Granita gegessen, meine Haut verbrannt, meine Grenzen erkannt, darauf gepfiffen, Quallen gesehen (und getötet), Hunde gestreichelt und so sehr gelebt, wie selten zuvor und danach. Ein unvergessliches Erlebnis, das außerdem mit einer großen Menge an Glück verbunden ist. Nur eine Woche nach meiner Rückkehr brach bei mir erbliches Asthma aus. Damit wäre die Besteigung jedes Vulkans tabu gewesen. Aber während der Reise ging es mir noch prächtig – und ich habe sie alle erklommen.

>> Zum Nachlesen: Sicilia e Eolie Reisetagebuch ( In 10 Episoden)

3. Rheinfall, SWITZERLAND  

Was für ein Rheinfall. Dass Familienausflüge keinesfalls nur langweilig sein müssen, dürfen wir glücklicherweise immer wieder erfahren. Zwar war es nur ein halber Tag und etwas nervenaufreibend mit vier Kleinkindern ABER: wir haben den Rhein fallen sehen.

>> Zum Nachlesen: Wo der Rhein fällt

4. Nagelfluhkette Allgäu, GERMANY

Schul-Projekttage der anderen Art: zwei Tage kämpfte ich mich mit zwei Freundinnen, drei Lehrern und den anderen Projektteilnehmern über so manche Berge, genoss bestes Sommerwetter wie Regenschauer und realisierte ein Mal mehr die Vorteile eines warmen, weichen Bettes.

Fazit: Für faszinierende Ausblicke und aufregende Touren muss man nicht immer weit weg fahren, das Allgäu ist von uns aus binnen zwei Stunden zu erreichen und trotzdem eine Urlaubsreise wert.

>> Zum Nachlesen: Hiking at its finest

5. Wangen am Bodensee, GERMANY

Mitten in den Sommerferien rettete uns ein Freund von uns aus der Einöde, indem er uns an den Bodensee einlud, wo seine Familie wie jedes Jahr campte. So fuhren wir für zwei Tage nach Wangen, ein kleines Dorf in dem man sich eher wie in Süditalien fühlt als wie in Deutschland. Nicht einmal feiner Nieselregen hielt uns davon ab, im Bodensee zu Schwimmen und unsere Bierpong-Skills auch im Wasser zu beweisen.

6. Normandie, FRANCE

In meinem letzten Jahresrückblick schrieb ich:

Zu Taizé muss ich auch nicht mehr so viel sagen – dort hat sich die beste, großartigste und unvergesslichste Taizé-Crew aller Zeiten entwickelt. Ich weiß, ich darf mir nicht zu viele Hoffnungen machen, dass es 2017 ein Wiedersehen gibt, aber ich mache es natürlich trotzdem

Es war zu diesem Zeitpunkt sehr unrealistisch, dass wir uns tatsächlich so schnell wiedersehen sollten. Nach dem letzten Europakonzil habe ich auch gesagt: „hoffentlich sehen wir uns wieder!“ und natürlich war es unmöglich, die ganze Gruppe wieder zusammenzuführen.

Aber Marine und ich haben in langen Snapchat-Telefonaten und Nachrichten unsere Kalender gewälzt, Eltern überzeugt und Busverbindungen gesucht. So bin ich Ende August tatsächlich für eine Woche nach Frankreich gefahren. Ich habe einen Bruchteil von Paris gesehen, das kleine Dorf Aubermesnil-Beaumais, die Hafenstadt Dieppe, Rouen, aber auch die Landschaft der Picardie und den Sandstrand von Berck in Nord-Pas-de-Calais. Gar nicht einfach, da EIN Bild auszuwählen.

>> Zum Nachlesen: 10 Dinge in der Normandie, die ich vermisse

7. Calella & Barcelona, SPAIN

Vor einem Jahr um die Zeit hatten wir zum ersten Mal die Idee, im September fuhren wir nach Katalonien und genossen noch genau einen Tag Sonne und Strand, bevor auch in Spanien bereits der Herbst einsetzte.

 

 

8. Tannheimer Tal / Vilsalpsee, AUSTRIA

Zum zweiten Mal waren wir mit der ganzen Familie in Wertach im Allgäu. Am letzten Tag fuhren wir weiter nach Tirol ins Tannheimer Tal. Dort wanderten wir um den Vilsalpsee und genossen einen der ersten Schneefälle des Jahres. Österreich wird immer eines meiner Lieblingsländer sein.


The roller coaster goes up…

Und das besonders in der ersten Hälfte des Jahres. Ich habe 2016 sehr glücklich hinter mir gelassen und so ging auch 2017 weiter. Neben den stetig wachsenden Freundschaften und damit verbundenen Treffen zehrte ich auch von der Vorfreude und Freude an Ereignissen wie der Geoexkursion, dem Abiball der Zwölfklässler, zahlreicher Geburtstage und sonstigen Fester.

Auf jeder meiner Reisen war ich sehr glücklich und konzentriert, das Hier und Jetzt zu genießen.

Auch meinen 18. Geburtstag, einer der wichtigsten Tage meines Lebens, werde ich als wunderschön in Erinnerung behalten. Dies habe ich vor allem meinen Freunden zu verdanken. Die meisten Freundschaften haben sich im Laufe des Jahres intensiviert und mich auf der Achterbahn bis ganz nach oben katapultiert. Keine Frage, ich durfte sehr viele Ups erleben.

…and down

Wieso 2017 2016 nicht übertrumpfen konnte? Wieso ich zum Jahreswechsel diesmal vor allem Erleichterung verspüre? Und hoffe, dass 2018 in vielen Hinsichten besser wird?

Meine Achterbahn ging in den ersten 7 Monaten stetig bergauf – und dann plötzlich rasant nach unten. Jeder hat schlechte und gute Tage und ich bin dieses Phänomen gewohnt, aber die zweite Jahreshälfte forderte viel Stärke von mir. Weil es eben nicht nur ein, zwei Tage waren. Auslöser allen Übels war wohl die nervigste Bronchitis die ich je hatte. Ich bin es einfach nicht gewohnt, eine Woche lang im Bett zu liegen und nichts zu machen. Zwar war ich nach dieser Woche wieder bereit, zur Schule zu gehen, aber leichter wurde dadurch nichts. Ein Tag strengte mich über alle Maßen an und die verpassten Schulstunden rächten sich in den ersten Klausuren. Ich fühlte mich so schon total abgehängt – und dann wurde mein größtes Hindernis das Atmen. Mein Asthma, das im Juni noch ganz harmlos schien, spielte mir einen Streich nach dem anderen. Ständig bekam ich keine Luft, mein Spray schien nutzlos und oft half tatsächlich nur noch Alkohol mit seiner gefäßerweiternden Wirkung. Das Martyrium endete eines schönen Abends  anfang Oktober in der Notaufnahme, wo Kortison schließlich Linderung brachte. Dieser Spuk wiederholte sich Mitte Dezember, seitdem inhaliere ich zwei Mal täglich mit Kortison. Wenn ich einen Wunsch für 2018 habe, dann dass ich nie nachts aufrecht im Bett sitzen muss und trotz der übermächtigen Müdigkeit einfach nicht schlafen kann.

Zusätzlich ist meine Haut total ausgebrochen und immer noch nicht im Griff – trotz zahllosen Versuchen.

Weil ich so darauf konzentriert war, lief alles andere am Rande: Freunde, Schule, Blog. So fiel beispielsweise die Chapter-Serie aus, auch mit der Sizilien-Reihe bin ich noch nicht sonderlich weit. Was aber nicht heißt, dass ich das nicht noch machen werde!

2017 war ein Jahr, in dem ich vollkommen damit beschäftigt war, die bereits bestehenden Freundschaften zu intensivieren, in Frage zu stellen oder zu verändern. Besonders in der Schule hat sich einiges verschoben, aber mit einem tollen Ergebnis, weil wir jetzt eine große Mädelsgruppe sind und viel zusammen unternehmen.

Mit meinem Grundkurs habe ich mich inzwischen auch mehr als arrangiert, am Anfang hatte ich damit zu kämpfen dass ein Großteil meiner Freunde auf andere Kurse verteilt war. Mittlerweile würde ich nichts mehr ändern!

Ich bin sehr glücklich mit den Menschen um mich herum und möchte am liebsten gar nicht daran denken, dass das mit Ende der Schulzeit nicht mehr so möglich sein wird wie bisher.

Besonders interessant sind hier die Menschen, die ich 2017 erst kennengelernt habe. Am Ende eines Jahres ist es viel schöner, statt Ersparnissen, Löhnen und Preisen die Bekanntschaften zu zählen, die man gemacht hat.

Als ich im April nach Graz fuhr, war ich darauf eingestellt, dort zwei Tage für mich alleine zu sein. Nicht dass ich damit ein Problem hätte. Aber als ich während der feierlichen Lesung der PreisträgerInnen Marleen kennenlernte, war ich sehr froh. Marleen ist die Gewinnerin des Wettbewerbs und zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ebenfalls aus Deutschland angereist (übrigens mit dem Zug, den ich verpasst habe, gewissermaßen fand unsere erste Begegnung also am Ulmer Hauptbahnhof statt, wo ich dem Zug nur noch hinterherwinken konnte). Weil ich alleine war, luden sie mich nach der Lesung ein, den Abend mit ihnen zu verbringen. Marleen war schon öfter in Graz und so kannte sich die Familie gut genug aus, um mir alles zu zeigen. Diese Begegnung hat mich sehr gefreut und wir sind über WhatsApp immer noch in Kontakt .

Während unserer Geoexkursion in Sizilien und auf den liparischen Inseln haben wir ebenfalls so einige Bekanntschaften gemacht. Neben dem geduldigen Vulkanführer Andrea Ercolani und herzlichen Pensions-Besitzerinnen sowohl in Nicolosi als auch in Canneto zählte dazu zum Beispiel auch Flavia, ein junges Mädchen aus Kalabrien, die uns am ersten Abend in der Ferienwohnung in Canneto ihre Küche lieh, weil unsere Herdplatte defekt war.

Das mag ich so am Reisen, dass man ganz unverhofft auf Menschen trifft, deren Freundlichkeit man aus dem Alltag gar nicht mehr gewohnt ist. Henri war auch so einer, aber seine Geschichte habe ich bereits ausführlich beschrieben.

In Frankreich durfte ich nicht nur Marines Familie kennenlernen, sondern verbrachte auch Zeit mit einigen ihrer Freunde. Lena, Elodie, Meline, Theo, Bruno, Lucas; Julien und Justine haben mich für die Zeit aufgenommen und mir so jede Menge Spaß bereitet. Ich hoffe, dass ich sie eines Tages wiedersehen werde.

Nicht neu kennengelernt aber endlich wieder gesehen habe ich neben Marine und auch Marina und Theresa. Dieses Mal waren sie bei mir, und wir verbrachten vier wunderschöne Tage zusammen.

> Zum Nachlesen: Meine Lieblingsgeschichte 2.0

Zusammenfassend:  in diesem Jahr waren meine Freunde und Familie mein Ein und Alles, und ich würde keinen einzigen Tag mit ihnen missen wollen.

Im Vergleich zu 2016 standen 2017 kaum große Entscheidungen an. Die Kurse waren gewählt und schulisch blieb es nur noch übrig, zwischen einer durchgelernten Nacht und einem Unterkurs zu entscheiden.

Es waren dieses Jahr wohl eher intuitive Entscheidungen aus dem Affekt, beispielsweise beim Autofahren, an die ich mich im Rückblick kaum noch erinnern kann. Natürlich musste ich mich auch für jede meiner Reisen entscheiden, was im Falle der Geoexkursion gleichzeitig eine Entscheidung gegen das Pfizela war. Auch wenn ich nichts bereue, tut mir das nach wie vor sehr Leid und ich freue mich umso mehr auf das Pfizela 2018.

Während ich die Pause an Entscheidungen ausgiebig genossen habe, mussten sich viele meiner Freunde bereits für oder gegen einen Ausbildungs-, Studien- oder Auslandsplatz entscheiden. Ich bewundere sie dafür, dass sie schon so weit sind – wobei eigentlich eher ich hintendran bin. Dazu aber mehr, wenn ich nicht mehr auf 2017 zurückblicke sondern 2018 plane.

Ziele und Erfolge sind relativ. Sicherlich war 2017 nicht das produktivste, meine Zukunft enorm verbessernde Jahr. Aber ich bin mit einigen Dingen sehr zufrieden.

…beispielsweise damit, dass ich jetzt endlich mobil bin! Am 27. Januar habe ich meine praktische Führerscheinprüfung bestanden und damit ein großes Ziel bereits im ersten Monat des Jahres erreicht.

Dass ich es beim Europäischen Literaturwettbewerb zu einem Erwähnungspreis und damit unter die 10 besten schaffe, hätte ich NIE gedacht!

Im zweiten Halbjahr der Kursstufe habe ich einen Schnitt von 1,7 erreicht und mich damit um 0,3 zum ersten Halbjahr gesteigert. Darauf bin ich stolz, weil ich mich häufig mehr angestrengt habe als ich eigentlich wollte.

Eben so viel Einsatz, Zeit und Nerven habe ich in meine Seminararbeit zum Thema Stammzellspende und -Transplantation bei Leukämie gesteckt. Und die Belohnung kam: mit 14 NP im Kolloquium und der schriftlichen Arbeit. Damit wäre das mündliche Abi abgehakt!

Ansonsten habe ich die Volljährigkeit erreicht, auch wenn das jetzt nicht direkt eine Leistung ist…

UND ich bin  in diesem Jahr Stammzellspender und Organspender geworden. Dieses Ziel habe ich binnen weniger Minuten erreicht und ich kann versprechen: es fühlt sich sehr gut an.

Last but not least habe ich hoffentlich vor allem eines erreicht: euch. Ich hoffe, dass ihr nach dem Schließen meines Blogs nicht denkt, zwei drei Minuten eures Lebens verschwendet zu haben. Auch wenn dieses Jahr nicht von einer extremen Verbesserung meiner Reichweite, und auch nicht von einer qualitativen Steigerung meiner Beiträge geprägt war, bin ich froh, dass ich gerade hier sitze und diesen Jahresrückblick überhaupt schreibe. Ich hoffe dass ich nie an den Punkt komme, an dem ich Sommertinte.de aufgebe. Dazu macht es mir momentan viel zu viel Spaß.

1 Don´t Panic – Coldplay

2. Today – Williamette Stone

3. Sweet Symphony – Sunrise Avenue

4. Empire – Belasco

5. Shake it Out – Florence + The Machine

6. Dein Lied – Kraftklub

7. City Lights – Blanche

8. More than you know – Axwell / Ingrosso

9. One more light – Linkin Park

10. Brother – Kodaline


Zuletzt bleibt mir nur zu sagen: DANKE. Danke an jeden einzelnen von euch, der diesen Blog verfolgt. Mir bedeutet das so viel. Vor drei, vier Jahren hätte ich niemals geglaubt, einmal an diesem Punkt zu stehen. Ich weiß, dass wir nicht viele sind, aber wir sind VIEL. Mehr brauche ich gar nicht.

Ich wünsche jedem von euch einen unvergesslichen Silvesterabend, einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein 2018, an das ihr immer gerne zurückdenkt.

Das Beste liegt immer vor uns.

Mein Name ist Tabitha Anna und ich bin 24 Jahre alt. Ich komme aus dem Süden von Baden-Württemberg und liebe es, zu lesen, zu schreiben und zu reisen. Seit Oktober 2019 studiere ich deutsche und italienische Sprach- und Literaturwissenschaft in Freiburg im Breisgau.