Langzeit-Workout, Abenteuertour, Selbstfindungstrip – wie man es auch nennen möchte. Ich war zwei Tage in den Allgäuer Hochalpen unterwegs, habe den Muskelkater meines Lebens und einige schöne Erinnerungen, hauptsächlich festgehalten in Bildern.
An unserer Schule gibt es alle zwei Jahre Projekttage, und bisher haben sich unsere Erfahrungen dabei auf Häkeln, Basteln und Fußballspielen belaufen. Dieses Jahr wurde erstmals ein mehrtägiger Ausflug angeboten, eigentlich für Klasse 7-9. Drei bestimmten Elftklässlerinnen war das egal und so waren wir mit sieben Unterstufenschülerinnen und drei Lehrern unterwegs.
Ziel war dabei die Allgäuer Nagelfluhkette, eine 2 Kilometer lange Bergkette am Nordrand der Allgäuer Alpen. Seit 2008 besteht der Naturpark „Nagelfluhkette“ und zieht mit seinen zahlreichen Aussichtspunkten wanderlustige Touristen aus aller Welt an. Von bis zu 1834 Meter Höhe aus kann das Umland bestaunt werden.
Normale Menschen wählen dankbar die Hochgratbahn, eine süße gelbe Seilbahn, die bis zum Gipfel führt. Wir haben natürlich lieber den circa fünfstündigen Fußweg erklommen, wobei ich mehrmals kurz vor dem stehenbleiben-und-nie-wieder-weiterlaufen war. Der heißeste Tag der Woche, eine Sonne die unerbittlich vom Himmel brannte und viel zu wenig Wasser – offensichtlich habe ich von Sizilien weder an Vernunft noch an Kondition gewonnen. Lediglich eins habe ich gelernt: Anstrengung lohnt sich, spätestens wenn man oben ist. Und irgendwie ist der Weg ja doch auch das Ziel.
Auf 1834 Metern angekommen waren wir dem Himmel so nah – im wahrsten Sinne des Wortes, denn es gab kein besseres Gefühl als die Aussicht zu genießen.
Unsere Unterkunft war das Staufner Haus, eine sehr zu empfehlende Berghütte. Obwohl sich in unserem kleinen Zimmer circa 16 Schlafplätze befanden und es somit entsprechend eng wurde, war es urgemütlich und von dem Abendessen (die besten Kässpätzle meines Lebens) will ich gar nicht anfangen. Was ich aber am Besten von allem fand: diese Abgeschiedenheit. Nichts und niemand, das oder der uns bis hier oben erreichen konnte – den Internetempfang inbegriffen. Ich bin wirklich ein komischer Mensch, was sowas angeht, ich brauche immer Menschen um mich herum, und gleichzeitig so viel Zeit für mich, und in diesen zwei Tagen hatte ich irgendwie beides und genau deswegen bereue ich es nicht, mitgegangen zu sein, obwohl es so schweißtreibend und anstrengend war.
Immerhin die Hitze hatte uns am nächsten Tag verlassen, sodass ein großer Teil der Anstrengung verflogen war. Das Problem war jetzt eher die Motivation, denn anstatt direkt abzusteigen erklommen wir noch den Seelekopf auf 1663 Metern und den Hohenfluhalpkopf auf 1636 Metern. Die besten Hilfsmittel gegen akute Erschöpfung und andauernde Lustlosigkeit: gute Gespräche in den unterschiedlichsten Konstellationen über Themen, die einem dreihundert Meter weiter unten wohl nicht im Traum einfallen würden.
Jede Reise hat einen gewissen Lerneffekt, schätze ich, und dieses Mal lautet die Moral eindeutig: lege deinen Rucksack nie achtlos auf einer Alm ab, er könnte umkippen und in einem Kuhfladen landen. Das Schöne an solchen Erfahrungen: man muss sie zumindest nicht jedes Mal selbst machen…obwohl ich hierfür definitiv auch ein Kandidat gewesen wäre!
Neben dieser Erfahrung haben wir natürlich auch noch viele viele andere – schönere!- gemacht. An dieser Stelle ein liebes Dankeschön an meine beiden Wanderbuddys Anna und Chiara und den Rest der Mannschaft, für einen gelungenen Langzeit-Workout-Abenteuertour- Selbstfindungstrip-Ausflug.
Wie unsere Lehrerin so schön gesagt hat: wenn einen die Berge einmal gepackt haben, kommt man immer zurück, und somit bleibt auf ein Wiedersehen mit den Bergen zu hoffen – falls sich meine Muskeln jemals davon erholen jedenfalls!