Mein vorletztes Schuljahr | SJ 2016/2017

Kategorien Tagebuch
We feel glorius, glorius,
got a chance to start again,
We were born for this, born for this,
it´s who we are, how could we forget?
– Macklemore feat. Skylar Grey 


„Mit der Kursstufe wird alles anders.“ Vor 365 Tagen haben wir diesen Satz häufig gehört und über seinen Wahrheitsgehalt nachgedacht, obwohl wir das damals ja noch gar nicht wissen konnten. Vor etwas weniger als einem Jahr saßen wir dann zusammen in der Aula und sahen erwartungsvoll der Stundenplanausgabe entgegen. Zum ersten Mal blickten wir dabei nicht nur in vertraute Gesichter, sondern auch in die fremden der neuen Schüler vom Progymnasium. Die Kurse setzten sich aus den verschiedensten Leuten zusammen und plötzlich saß man neben jemandem, dem man zwar jahrelang auf dem Gang begegnet ist, der aber sozusagen nie eine größere Rolle im eigenen Leben gespielt hat. Das war für mich also das ungewisseste Schuljahr von allen, aber gleichzeitig – das kann ich heute mit großer Sicherheit sagen – auch das Tollste.
Neu gemischte Karten
Schon in den letzten Jahren konnte man an der elften Klasse immer wieder beobachten, wie sich Freundeskreise verschoben, aufgelöst oder erweitert haben, zum Teil durch neue Schüler, zum Teil aber auch einfach ohne äußere Einflüsse. Das hat uns immer Angst gemacht – vermutlich, weil wir dabei zu wenig auf die positive Seite eines solchen Wandels geachtet haben. Ja, durch das Auflösen der Klassenverbünde verändern sich definitiv Konstellationen, aber in den meisten Fällen tun sie das auf eine positive Art. Freundschaften, die ohnehin nie tiefsinnig und stabil waren, gehen schnell verloren, wenn man nicht gerade im gleichen Grundkurs landet – manchmal selbst auch dann. Früher oder später hätten sich diese Freundschaften wohl von selbst verlaufen, und die Kursstufe schafft es, solche Prozesse abzukürzen.
Mindestens so viele Leute wie man verliert findet man auch- und innerhalb von Monaten entstehen so neue Freundschaften, ohne die man sich den Alltag schnell gar nicht mehr vorstellen kann. Ich habe in diesem Schuljahr wunderbare neue Leute kennengelernt, egal ob neue Schüler oder ehemalige Parallelklässler, mit denen ich nur nie etwas zu tun hatte!
So viel mehr Zusammenhalt!
Manche Wörter hatte ich letztes Jahr noch nicht einmal in meinem Vokabular, und dazu zählen nicht nur Begriffe wie „Unterkurs“, „Klausur“ und „Kurse klammern lassen“, sondern zum Beispiel auch das Wort „Stufenfest“ oder „Stufengruppe“ in WhatsApp. In den vergangenen 6 Jahren habe ich mich nie wirklich mit meiner Stufe an sich identifiziert, wenn dann gab es einen Klassenzusammenhalt (bei uns allerdings eher nicht…). Jetzt sind wir zwar immer noch aufgeteilt in vier Grundkurse, aber dadurch dass die LKs und einzelne zweistündige Fächer gemischt sind, besteht eigentlich einfach eine riesengroße Gruppendynamik, die uns als Stufe verbindet. Man muss auch sagen, dass wir mit unserer Stufe extrem viel Glück haben, es gab nur höchst seltene Vorfälle von Frontenbildung, extremer Gruppenbildung, Ausgrenzung etc. Jeder kommt mit jedem klar, oberflächlich zumindest, und für den alltäglichen Umgang reicht das auch. In diesem Schuljahr hat es so viel Spaß gemacht, in die Schule zu gehen, weil man mit allen irgendwann mal im Gespräch war.
Der schulische Ehrgeiz
…kam dieses Jahr irgendwie ganz von selber. Ich habe so viel gelernt wie in keinem Jahr davor, was in Anbetracht der von Jahr zu Jahr steigenden Ansprüche ja auch logisch ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich tatsächlich in der Lage bin, so konzentriert und diszipliniert zu lernen. Es hat sich auch ausgezahlt, denn ich bin insgesamt viel besser geworden als in der zehnten Klasse und habe es geschafft, die Anzahl meiner „Problemfächer“ auf zwei zu minimieren (Mathe und Sport, wer hätte es gedacht). Dass dazu zum Beispiel Chemie nicht mehr zählt, habe ich bestimmt auch der neuen Sitzsituation zu verdanken. Statt neben meinen besten Freundinnen, die alle in anderen Kursen sind und ich somit keine wichtigen Neuigkeiten mit ihnen austauschen kann, sitzt ein äußerst ehrgeiziger Mensch neben mir, der immer so lange nachfragt, bis er und damit zwangsläufig auch ich den Stoff kapiert habe (danke Felix :P). Auch neu: äußerst hilfreiche, immer auf das wesentliche bezogene Lerntelefonate, die meine Noten immer nach oben katapuliert haben (danke Felix :P). Ich hoffe nur, ich kann das für die zwölfte Klasse beibehalten…und eventuell doch auch noch auf Mathe ausweiten…
Die besten Nächte unseres Lebens
Fünf Stufenfeste innerhalb von einem Jahr. Gefühlt war das jedes zweites Wochenende, aber wir konnten einfach nicht genug davon bekommen. Natürlich war unsere Stufe niemals vollzählig vertreten und all zu oft haben sich auch Gäste an den Feierlichkeiten beteiligt, aber grundsätzlich hatten wir als Stufe immer den Spaß unseres Lebens. Nicht ganz so entspannt konnten die Leute sein, die bei uns im Stufenfestkomitee und somit für Location, Aggregat, Musik etc. verantwortlich sind. Sie hatten jedes Mal viel Arbeit dafür, dass wir dann feiern konnten und das gehört definitiv gelobt! Mit dem Wetter hatten wir nie besonders viel Glück, inklusive dem finalen Abschluss-Stufenfest gestern Abend, aber irgendwie kriegen wir es immer hin, mit Zelten, Gummistiefeln und Leuten, die dazu beauftragt werden, das Grillgut mit einem Regenschirm zu schützen 😀
Und wenn es nichts zu feiern gab, dann feierten wir eben, dass es nichts zu feiern gab…
Unvergessliche Reisen
Eins muss man der Schule lassen: sie ermöglicht uns Reisen, auf die wir wohlmöglich niemals selber gekommen wären. Dazu zählen zum Beispiel die Fahrt nach Südengland in Klasse 9, Berlin letztes Jahr oder natürlich der höchstabenteuerliche Aufenthalt in einer Hütte über Garmisch-Patenkirchen (wobei wir als Siebtklässler 5 Tage lang die Skipiste auf und ab gekraxelt sind weil wir den Wanderweg nicht fanden).
Ein großes Highlight dieses Schuljahres war Taizé, ein Ort, den ich von selbst wohlmöglich nicht besucht hätte und jetzt nicht mehr auf meiner Reiseliste missen möchte.
Sehr sehr sehr aufregend war natürlich die Exkursion nach Sizilien und auf die liparischen Inseln. Niemals im Leben wäre ich auf den Stromboli, den Vulcano oder den Berg auf Salina geklettert, wenn da kein Lehrer gestanden wäre und mich gezwungen hätte!! Zu meinem Glück, selbstverständlich 😉 Abgesehen vom Ort machen natürlich auch die Menschen mit denen man reist sehr viel aus, und in dieser lustigen Konstellation wären wir außerhalb der Schule wohl nie zusammengekommen.
Kleinere Ausflüge wie die Wandertour auf dem Hochgrat, der Studientag in Stuttgart und die Exkursion nach Dachau am vorletzten Schultag haben natürlich ebenso dazu beigetragen, über den Tellerrand zu sehen – für eine Weile zumindest.
Meilensteine
Ich dachte ja, die zehnte Klasse hätte schwere Folgen, dadurch dass man dort seine Kurse wählt und so weiter. In Klasse 11 habe ich aber definitiv mehr Meilensteine passiert, wie beispielsweise meine Führerscheinprüfung nach langer, langer Leidenszeit (Spaß, ab und zu hat es auch mal Spaß gemacht) und mein mündliches Abitur aka Seminararbeit. Zum Glück bin ich auch schon mit meinen drei GFS durch, sodass die zwölfte Klasse vielleicht wenigstens in irgendeiner Form minimal entspannend wird.
Aber an die zwölfte Klasse- will ich gerade absolut noch nicht denken!!
Bestes WG-Leben
Wenn sich unsere Gedanken gerade mal ausnahmsweise nicht um Schule gedreht haben, beispielsweise in Phasen ohne Klausuren, hatten meine Freunde und ich den Spaß unseres Lebens dabei, uns bei einem von uns zu treffen und dort zusammen zu grillen oder zu kochen etc. Dabei haben wir uns immer vorgestellt, wie toll es sein muss, zusammen in einer WG zu leben. Dass wir das tatsächlich nicht tun, ist ein Segen, denn wir würden im Chaos versinken. Nach einem Tag. Unwiderrufbar.
Insgesamt hatte ich noch nie so viel Spaß, so viele Erfahrungen und Erkenntnisse wie in diesem Jahr. Ich könnte jetzt auch sentimental werden, alleine bei der Erinnerung an das gestrige Abschluss-Stufenfest, dass zwar nass, eiskalt, verrückt, anstrengend und stressig war, damit aber genau unserer Gewohnheit entspricht und uns sicher lange im Gedächtnis bleiben wird. Nur zu gut dass wir jetzt erstmal sechs Wochen Zeit haben, uns davon zu regenerieren.
Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass es das tatsächlich schon war mit dem Schuljahr 2016/2017, dass uns wirklich nur noch ein einziges, nicht mal vollständiges Jahr bleibt, dass die Zeit so schnell verfliegen kann, obwohl es uns die Älteren ja schon immer gesagt haben.
Noch ein Jahr. Ein Jahr, das wir nutzen werden, das wir genießen werden, weil wir genau wissen dass wir nie wieder zurückkehren können. Doch wieso sollten wir auch?
Auf sechseinhalb Wochen Abenteuer, Freiheit, Sommer, Sonne, Nichtstun und alles erleben!!:)
#thebestisyettocome
Mein Name ist Tabitha Anna und ich bin 24 Jahre alt. Ich komme aus dem Süden von Baden-Württemberg und liebe es, zu lesen, zu schreiben und zu reisen. Seit Oktober 2019 studiere ich deutsche und italienische Sprach- und Literaturwissenschaft in Freiburg im Breisgau.