Ich habe auf diesen Tag gewartet. Und zwar exakt 352 Tage, seit ich im letzten Jahr aus Italien ins kalte Deutschland zurück gekehrt bin. Seit dem war ich in Frankreich, China und Polen, aber kein Ort der Welt ist für mich so schön wie dieser: Marina di Venezia.
Wir verbringen unseren Urlaub auf diesem Campingplatz, seit ich denken kann. Beim ersten Mal war ich ungefähr 5 Jahre alt, und wir hatten noch keinen eigenen Wohnwagen sondern ein Mobilheim in Marina2000. Seit diesem Urlaub gab es Unterbrechungen und Planänderungen, aber wir sind immer wieder zurückgekehrt, und dieses Jahr bin ich zum 9. Mal in Marina di Venezia.
Deswegen, und noch aus ganz vielen anderen Gründen, ist dieser Ort für mich längst nicht mehr nur ein 4-Sterne Campingplatz am Meer – einer der größten Europas übrigens- sondern so etwas wie mein zweites Zuhause. Oder – wenn ich es mir richtig überlege – eher mein Erstes.
Entsprechend glücklich war es, als es am Donnerstagabend endlich losging. Wir fahren immer zur gleichen Zeit und in der selben Ferienwoche, was bedeutet dass ich Jahr für Jahr die gleichen guten Fester und das legendäre Open-Air-Kino verpasse. Das ärgert mich, immer noch, aber gegen Marina kommt einfach nichts an und ich bin lieber zwei Wochen dort als eine Abend im Open-Air-Kino – ich denke das würde jeder von uns sagen 😉 12 Stunden Autofahrt standen mir bevor, aber in Relation mit den Langzeitflügen nach China und den Busfahrten nach Berlin, Krakau und Bielefeld ist das eigentlich ganz angenehm. Im schönsten Regenwetter ging es los, und ich kann euch gar nicht sagen wie froh ich war, Deutschland und seinen ewig grauen Himmel zu verlassen. Arrividerci!
Zunächst einmal muss ich aber Folgendes sagen: ungefähr 99 Prozent der Autofahrt habe ich geschlafen und zum 1000 Mal Smaragdgrün gelesen. Aber dieses eine, restliche Prozent habe ich damit verbracht, wie dämlich aus der verregneten Scheibe zu grinsen, weil ich so dankbar bin, euch allen. Mein Leben ist grade so rundum gut und auf seine eigene Art perfekt, weil ihr da seid und euch immer noch mit mir abgebt, trotz meinem Französisch-Trip und den vielen vielen kleinen und großen Katastrophen mit denen ich euch volllabere. Ich kann mich nur so auf die Zeit in Italien freuen, weil ich weiß, dass ich gerne wieder heimfahre: weil dort eine mega coole Zeit mit euch allen auf mich wartet.
Das gilt übrigens sogar für diverse Leute, die (während sie eigentlich „arbeiten“) nichts Besseres zu tun haben als mich in Grund und Boden zu beleidigen – ja genau du Felix 🙂
Übrigens konnte ich eine Sache nicht lassen: als wir an einer Österreichischen Tankstelle Halt machten, stieg ich trotz dem Regenwetter aus und zog eine Runde ums Auto. Wer mich kennt weiß nämlich, dass ich Österreich fast genau so mag wie Frankreich. Letztes Jahr konnte ich eine ganze Woche in der Nähe von Graz verbringen, aber 2016 kann ich nur behaupten dass ich in Österreich war, weil ich diese paar Schritte an der Tankstelle gemacht habe.
Immerhin! 😀
Trotzdem, ich war so unendlich glücklich, als wir gegen fünf Uhr morgens endlich Marina erreichten. Es war ein Gefühl von nach Hause kommen, anders lässt es sich nicht beschreiben, und ab dem ersten Moment war es, als wäre ich nie weggewesen. An diesem Ort habe ich schwimmen gelernt, bin zum ersten Mal getaucht und verlor bestimmt 3 Zähne. Marina ist unvermeidbar mit meiner Kindheit und meiner Pubertät verbunden, und hoffentlich wird er auch Teil meiner Zukunft sein. Ich kenne jede Ecke, jede Straße in- und auswändig, und bei dieser Größe ist das wirklich praktisch, sonst kann man sich schonmal verlaufen.
Wie jedes Jahr standen wir erstmal in der Warteschleife, reservieren ist nämlich nur was für Leute ohne Spontanität, und für uns ist es einfach praktischer. Es gab schon Jahre da standen wir erstmal 3 Stunden auf der Wartewiese, aber dieses Jahr waren wir schon um circa 9 Uhr drin. Es gibt da diesen magischen Moment, wenn du von der Staff dein Armband umkgebunden bekommst, denn dannn weißt du: ja, du bist endgültig wieder da.
Bisher bin ich jedes Jahr direkt zum Strand gerannt, aber dieses Jahr ließ ich mir damit ein bisschen mehr Zeit. Das muss wohl die Lebenserfahrung der letzten 12 Monate sein, und die weise Erkenntnis, die alle 16-jährigen früher oder später überkommt: das Meer rennt nicht davon. ( Oh Gott, hab ich nicht wirklich grad gesagt oder ?:D ) Früher oder später hat es mich dann doch an den Strand gezogen, und die Bilder lassen sich mit einer weiteren Weisheit eigentlich auch schon genug beschreiben:
life is better at the beach!
Marina hat aber natürlich nicht nur einen Strand. Eigentlich kann man sie vergleichen mit einer eigenen Stadt, oder noch besser, einer abgekapselten Welt. Wer hier her kommt, kann sein Auto theoretisch für den Rest des Urlaubs im Meer versenken. Alles, was man braucht gibt es auf dem Platz: Supermarkt, Souvenirgeschäft, Frisör, Tauchladen, Bücher, Zeitungen, Internet-café, Klamotten, einen Schuhladen und dann noch dieses Geschäft, das einfach alles verkauft. Glaubt mir, alles. Diese ganzen Läden befinden sich sozusagen im Zentrum von Marina, in einer Fußgängerzone durch die man auch einfach so aus Langeweile laufen kann.
Was das Essen angeht, es gibt circa 4 Restaurants und noch mehr Bars, die alle nach einer Farbe benannt sind. Bar Lila, Bar Blue, Bar Green, Bar Yellow… bei uns bricht jeden Abend der Streit aus, wo wir dieses Mal Eis essen gehen.
Wenn man die Fußgängerzone bis zum Ende läuft und die Bühne überquert, gelangt man direkt auf die Brücke, die über dem Aquamarinapark gebaut ist. Es ist das reinste Wasserparadies. In dem olympischen Becken links bin ich letztes Jahr insgesamt 14 Kilometer geschwommen, das ist immerhin die Strecke der Meerenge zwischen Afrika und Spanien, wie wir dank dem Film Quatros kilométros alle wissen. Ob es dieses Jahr auch wieder so viele werden weiß ich nicht, aber es gibt definitiv nichts Besseres als ein olympisches Becken direkt vor der Haustüre. Ich will es mit nach Hause nehmen!!!
Meine kleine Schwester der Adrenalin-Junkie vergnügt sich regelmäßig bei Leo Fun, wo es einen Kletterpark, Klettertürme, Autoscooter, ein 4D-Kino und Bungee-Trampoline gibt. Mario fährt jeden Abend mit seinem Zügchen über den Platz, seine Frau Carla kassiert die Tickets. Die beiden sind für uns schon sowas wie alte Bekannte, genau wie der neben der Rezeption stationierte Arzt, denn eine von uns wird immer krank. Dieses Jahr hat es meine kleine Schwester schon erwischt, betet dass es die einzige bleibt 😉
Übrigens, falls es irgendjemand weiterhilft: ich habe den starken Verdacht, dass vor Leo Golf ein Pokestop ist, oder eine Arena oder was auch immer: da sitzen nämlich immer Scharen von Jugendlichen an den Handys.
Ansonsten gibt es noch Leo Park, der Spielplatz mit Fußball-, Tennis und Tischtennisanlage. Mein Cousin nimmt hier jeden Tag am Tischtennistunier teil. Gestern hat er gegen ein Mitglied der deutschen Tischtennis-Bundesliga gespielt – da sieht man mal wer hier alles Urlaub macht.
Ich kenne eigentlich auch jedes Jahr jemand, ein paar von meiner Stufe fahren hier her und eine Freundin die ich seit dem Babyturnen kenne. Trotzdem genieße ich es hier auch mega, alleine zu sein. Genau das ist auch der Grund, wieso ich mein Internet auslasse, obwohl Marina mittler Weile einen kostenlosen WLAN-Service eingeführt hat ( mit dem ich auch diesen Blogpost veröffentliche) und obwohl die Auslandflat nur 4,99 Euro kosten würde. Dass ich in Marina 2 Wochen kein Whatsapp habe gehört für mich einfach dazu. Die Zeit vergeht so oder so schon viel zu schnell, deswegen will ich jede Sekunde genießen, nicht etwa am Handy verbringen.
Klar vermisse ich alle meine Freunde, seeehr sogar, aber ich bin mir ziemlich sicher dass es gefühlte Sekunden sein werden, bis die Zeit hier zu Ende ist.
Ich bin früh genug zurück. Mein Alltag hier besteht aus Lesen, Schwimmen, Schlafen und Sonnen, aber ich bin auch schon wieder fleißig am Schreiben. Was? Das seht ihr dann, vielleicht 😉
Und wie jedes Jahr habe ich auch dieses Mal ungefähr 10 Minuten nach unserer Ankunft Postkarten gekauft und beschrieben. Da steht dann jetzt also: Der Urlaub ist sehr schön, obwohl ich eigentlich keine Ahnung habe wie es wird. Es könnte morgen eine mittlere Katastrophe über uns hereinbrechen und ihr habt spätestens am Mittwoch eine Postkarte im Briefkasten auf der steht: Der Urlaub ist sehr schön. Aber gut, so ist das nun mal, Traditionen muss man schließlich pflegen 😉
Ich hoffe ihr habt genau so schöne Sommerferien und habt viel Spaß bei allem was ihr tut!