Das ist immerhin schon einen ganzen Tag überfällig 🙂

Ich weiß nicht, das soll jetzt keine Weihnachtsansprache werden oder so. Ich möchte nicht appellieren, dass das Wichtigste an Weihnachten nicht die Geschenke sondern die Menschen sind, und dass wir Jesus in uns aufnehmen sollen und so. Das stimmt zwar alles, und ich bin wirklich ziemlich sehr gläubig, aber ich denke, solche Worte hören wir im Laufe des Advents sowieso schon oft.

Deswegen möchte ich euch heute sagen, was Weihnachten für mich wirklich ist.

Ich wohne noch zuhause und alle die Menschen, die mir am wichtigsten sind, sehe ich sowieso jeden Tag. Es ist also schon mal nicht das Heimkommen, was Weihnachten für mich ausmacht. Zeit mit der Familie verbringen- das mache ich das ganze Jahr über, an Weihnachten ist es vielleicht nur ein bisschen bewusster.

Dieses Jahr habe ich mit Erschrecken festgestellt, dass mich das Weihnachtsfest und all die Gedanken drumherum fast traurig stimmen, anstatt glücklich. Ich musste an die Leute denken, die gar nicht Weihnachten feiern konnten, und an die, die tot sind, und deren Familien jetzt ohne sie feiern mussten.

Wie kommt es, dass wir, anstatt glücklich darüber zu sein was wir haben, traurig sind wegen den Leuten, die es nicht haben? Vielleicht fehlt uns manchmal die Gabe, das auszublenden, was uns schadet, und sich auf das zu konzentrieren, was uns glücklich macht. Und vielleicht ist dieser Mangel auch gar nicht unbedingt schlecht, denn ansonsten würden wir ja niemals so etwas wie Mitleid oder Tatendrang empfinden, um ärmeren Menschen in ihrer Not zu helfen (mit arm meine ich jetzt nicht nur materiell arm, sondern auch arm im Sinne von „geflüchtet“, „depressiv“ „einsam“ und „trauernd“). Nur, wie sollen wir denn leben, wenn wir uns nicht manchmal auch einfach nur an unserem Glück erfreuen?

Aber natürlich hat dieses Weihnachtsfest auch schon so viele schöne Momente gebracht. Zum Beispiel, als wir am Heilig Abend beim Familiengottesdienst waren und in der Dunkelheit „Stille Nacht“ gesungen haben. Da habe ich mir vorgestellt, wie das genau wie bei uns in tausenden anderen Kirchen auf der Welt geschieht, genau in diesem Moment. Ich habe mir ein Luftbild vorgestellt, auf dem alles ganz friedlich ist, mit hell erleuchteten Fenstern und Kerzenschein. Ganz so, wie man es von Weihnachtsfilmen oder Karten kennt. Ich habe vor mir gesehen, wie „Stille Nacht“ alle möglichen Orte erreicht. Meine leere Schule. Das Meer, an dem ich diesen Sommer noch gestanden bin, und den Leuchtturm. Den Obdachlosen, der durch die verlassenen Straßen zieht. Die Menschen, die auch in dieser „hochheiligen Nacht“ auf Booten ums Überleben kämpfen. Krankenhäuser, Altersheime, Flüchtlingsheime, meine Praktikumsstelle, all das war vor meinem inneren Auge zu sehen und ich musste lächeln dabei. Weil es eine schöne Vorstellung war.

Bald ist dieser Zauber wieder rum. Dann schwebt kein „Stille Nacht“ mehr durch die Luft, und auch sonst nichts. Dann können wir uns nicht länger verstecken und verschließen von dem ganzen Scheiß, der um uns rum passiert.

Dagegen können wir nichts machen. Wir können nur versuchen, uns durch dieses Weihnachtsfest und die Ruhe so zu stärken, dass wir danach wieder mit neuer Energie helfen können, diese Welt besser zu machen.

Okey, das war jetzt irgendwie doch so Weihnachtsansprachen-mäßig, und ziemlich kitschig obendrein, tut mir Leid. Muss der viele Kerzenschein sein 😀

Ich wünsche euch allen da draußen noch einen wunderschönen ersten, und einen noch viel schöneren zweiten Weihnachtsfeiertag. Ich hoffe, dass sich alle eure Wünsche erfüllen, völlig egal ob sie materiell sind oder nicht!!

Mein Name ist Tabitha Anna und ich bin 24 Jahre alt. Ich komme aus dem Süden von Baden-Württemberg und liebe es, zu lesen, zu schreiben und zu reisen. Seit Oktober 2019 studiere ich deutsche und italienische Sprach- und Literaturwissenschaft in Freiburg im Breisgau.