„Wann sind wir da?“ frage ich.
„Deine Entscheidung.“ sagt er. „Heute, morgen, jetzt. Wann immer du willst.“
„Sag mir, dass alles gut wird.“
„Alles wird gut.“
S.187-188
Lennys Leben wird ruckartig aus seiner gewohnten Bahn geworfen: Jakob ist tot. Sein großer Bruder Jakob, der immer für ihn da war, und dessen Leben so perfekt lief. Ohne ihn ist Lennys Familie nur noch ein Häufchen Elend: die Mutter tablettenabhängig, der Vater gefangen zwischen Verzweiflung und dem Wunsch nach Kontrolle. Für Lennys eigene Trauer bleibt keinen Platz. Er muss selbst sehen wie er klar kommt- und tut das auf seine Weise. Denn dass Jakobs Tod wirklich ein Unfall war, erscheint ihm falsch. Ehe er sich versieht, ist er auf der Suche. Stellt sich nur die Frage: auf der Suche nach was?
Ganz ehrlich? Ich habe mich verliebt! In ein Buch! Von dem Autor Christoph Wortberg habe ich zuvor noch nie gehört, aber in nur 190 Seiten hat er mich mit diesem Roman in seinen Bann gezogen! Der Schreibstil ist sehr einprägsam, und obwohl das Thema dieses Romans alles andere als eine leichte Kost ist, liest sich die Geschichte flüssig. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen! Wortberg arbeitet gezielt mit Vergleichen und Metaphern, die einen ganz nah dran sein lassen an Lennys Erlebnissen und Gefühlen. Unnötige Passagen finden sich in dem Roman so gut wie gar nicht. Alles wird geschickt eingefädelt, sodass die Spannung stetig vorhanden ist und einem die Geschehnisse sehr nahe gehen.
Die Geschichte von Lennys Familie könnte sich exakt in dieser Weise in der Realität abspielen, so jedenfalls meine Einschätzung. Ob man will oder nicht, bringt einen der Roman dazu, über das eigene Leben und Verhalten nachzudenken. Dabei werden viele verschiedenen Themen angesprochen: Familie, Zusammenhalt und auch Liebe.
Vor allem aber ist „Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß“ ein unglaublich lebensbejahendes Buch, was hauptsächlich zwischen den Zeilen gelesen werden muss. Rückschlüsse aus dem Titel, dass das Buch humorvoll ist, muss ich aber zurückweisen. Der Schreibstil ist eher ernst und mit einer feinen Dosis Dramatik. Ich glaube auch nicht, dass man nach einmaligem Lesen schon alles verstanden hat, was Christoph Wortberg uns damit alles sagen möchte.
Aber keine Angst: ihr müsst euch nicht zwingen, diesen Roman ein zweites Mal zu lesen- der Wunsch kommt von ganz alleine.
Mein einziger Kritikpunkt ist der Cover, der meiner Meinung nach etwas zu bunt und oberflächlich wirkt, wenn man ihn mit dem poetischen, auf den Punkt gebrachten Inhalt vergleicht. Aber das liegt größtenteils auch daran, dass ich einfach eine Schwäche für aufwändig gestaltete Cover habe.
„Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß“ erschien 2016 im Gulliver-Verlag und wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Empfehlen würde ich ihn sowohl Jungs als auch Mädchen ab dem 15. Lebensjahr.