Vor exakt 20 Wochen und – nicht ganz so exakt- 140 Tagen begann für 80 Schüler unserer Stufe das Abenteuer Oberstufe. Naja- Abenteuer wäre eben das Wort, das noch am Positivsten klingt.
Als wir am ersten Schultag in der Aula saßen, war die bevorstehende Stundenplanausgabe und die Grundkurseinteilung aber noch der letzte spannende Programmpunkt. Alles andere ist zu diesem Zeitpunkt längst gelaufen, und was ich mit „alles andere“ meine wisst ihr, wenn ihr diesen Blog schon länger verfolgt: die Kurswahl. Und weil jetzt bereits wieder Januar ist und den zukünftigen Elftklässlern die Kurswahl unmittelbar bevorsteht, möchte ich gerne noch einmal meine Erfahrungen zusammenfassen, damit ich dieses (ewige) Thema danach endgültig abhaken kann, auch wenn es mich im Grunde genommen noch ziemlich lange beeinflussen wird.
Was ich mit diesem Blogpost nicht will: einzelne Menschen beschuldigen oder für ihre Entscheidungen kritisieren. Mein Ziel ist es, mit meinen Erfahrungen denjenigen zu helfen, denen es eventuell genau so geht wie mir, denn mit der Zeit ist immer mehr klar geworden, dass es definitiv auch anders hätte laufen können. Aber erst einmal von Anfang an.
Achtung: Diese GuideLine bezieht sich auf die Kurswahl der gymnasialen Oberstufe in Baden-Württemberg, einige Erklärungen sind auch auf meine eigene Schule bezogen und lassen sich nicht auf die Allgemeinheit übertragen!
Grundsätzlich: was kann ich wählen?
Wahl der Kernfächer
Irgendwann Anfang des Jahres findet für die jetzigen Zehntklässler unserer Schule eine Informationsveranstaltung statt, in der die genauen Regeln und Abläufe der Oberstufe vermittelt werden. Zusätzlich gibt es eine ausführliche Infobroschüre gratis und alle relevanten Fakten speziell für Baden-Württemberg können hier online nach gelesen werden . Daher an dieser Stelle nur eine knappe Erklärung.
Legende:
rot: Aufgabenfeld 1 (sprachlich-literarisch-künstlerisch)
blau: Aufgabenfeld 2 (gesellschaftswissenschaftlich)
grün: Aufgabenfeld 3 (mathematisch-naturwissenschaftlich-technisch)
gelb: Ohne Zuordnung (Sport)
Neben den Pflichtfächern Mathematik und Deutsch sowie einer Fremdsprache (im Normalfall Englisch) dürft ihr zwei weitere Fächer bestimmen, die ihr in der Kursstufe vierstündig habt und zu den Hauptfächern zählen lasst. Eines dieser beiden Fächer muss entweder eine weitere Sprache (Spanisch, Französisch) oder eine Naturwissenschaft (Biologie, Chemie, Physik) sein, das fünfte Fach ist völlig frei zu wählen aus folgendem grundsätzlichen Angebot: Sport, Musik, Kunst, zweite/dritte Fremdsprache (Spanisch, Französisch), zweite/dritte Naturwissenschaft (Biologie, Chemie, Physik), Geschichte, Geographie, Wirtschaft, Gemeinschaftskunde, Religion und Ethik.
Kurz zusammengefasst:
- Fach: Mathematik
- Fach: Deutsch
- Fach: Fremdsprache (Englisch)
- Fach: Fremdsprache (Spanisch, Französisch) ODER Naturwissenschaft (Biologie, Physik, Chemie)
- Fach: frei wählbares Fach aus Aufgabenfeld 1-3
Diese vorgeschriebene Kombination soll eine zu einseitige Abiturzusammensetzung vermeiden und folgt dem Prinzip der breiten Allgemeinbildung. Meiner Meinung nach müsste diese Regelung nicht unbedingt bestehen, da man zum Zeitpunkt der Kurswahl bereits genauer weiß, wo die Interessen, Schwerpunkte und vor allem auch Talente liegen. Daher erschließt es sich mir nicht ganz, wozu man sich dennoch noch zwei Jahre mit Fächern „herumquälen“ muss, denen man nach dem Abitur definitiv den Rücken zukehren wird. Andererseits sind es eben auch „nur“ noch zwei Jahre und man hat immerhin noch die Wahl zwischen einzelnen Naturwissenschaften bzw. Sprachen.
Problematisch wurde diese Regelung für mich nur, als ich zwischenzeitlich den Plan hatte, Geographie und Geschichte zu wählen . Mein Vater so: „Eine sehr allgemeinbildende Kombination!“ Mein elektronisches Kurswahlprogramm so: „Nööö.“ Zwei Fächer aus Ausgabenfeld zwei sind nicht zugelassen. Dass Geographie zu den Gesellschaftswissenschaften gehört erschließt sich mir in diesem von physischer Geographie geprägten ersten Halbjahr noch nicht, aber in 12/1 folgt dann die anthropogene Geographie.
Nicht wenige Schüler stehen jetzt vor einer Entscheidung, die ihnen nicht leicht fällt. Es scheint doch so wichtig für die Zukunft zu sein, zumindest für die nahe. Auch mir ging es letztes Jahr um die Zeit nicht anders. Ich halte es für falsch, jetzt über jedes Fach ein Statement abzugeben, zumal für die zukünftigen Elftklässler noch eine ausführliche Infoveranstaltung zu den einzelnen Kernfächern kommen wird. Daher nur einmal einige Tipps von meiner Seite:
- Fragerunde: Wenn ich morgens aufstehe, welches Fach hätte ich am Liebsten in der ersten Stunde? Auf welches Fach lerne ich am liebsten/ fällt mir das Lernen am Leichtesten? In welchem Aufgabenfeld liegen meine Talente und Interessen?
- Bauchgefühl: Manche Fächer gehen einem leicht von der Hand und es werden gute Noten erreicht, aber ohne dass ihr Spaß daran habt. Ich würde jedoch immer das Fach wählen, bei dem der Spaß oder das Interesse im Vordergrund steht, denn mit einem gewissen Grundinteresse können bei einer gewissen Disziplin auch Noten im sehr guten Bereich erreicht werden.
- Lehrerfrage: Meiner Meinung nach unumgehlich: Wählt lehrerabhängig. Auch wenn euch tausend Menschen etwas anderes erzählen wollen: natürlich hängt ein Fach und ein Erfolg zum Teil vom Lehrer ab. Gerade in Fächern wie Gemeinschaftskunde und Geschichte gibt es einen großen Definitionsraum und die Lehrer haben sehr viele Möglichkeiten, den Unterricht entweder totlangweilig oder hochinteressant zu gestalten. Zudem hat man nach einer sechsjährigen Schullaufbahn auch schon seine Erfahrungen mit dem einen oder anderen Lehrer gemacht und auch wenn das traurig ist, es kommt eben oft vor dass man mit einem bestimmten Lehrer überhaupt nicht klar kommt. Das ist natürlich nur meine Sicht und wenn ihr sagt ihr wollt ganz unvoreingenommen und rein auf das Fach fokussiert die Kursstufe antreten, ist das natürlich umso besser, denn dann stehen euch alle Türen offen! 🙂
- Gedankenspiel: In den Januar- und Februarwochen habe ich mir jeden Montag ein anderes Fach vorgenommen. Einmal war es Biologie, einmal Geschichte, einmal Französisch, einmal Spanisch, einmal Geo. Ich habe mir dann immer die ganze Woche über vorgestellt, ich hätte dieses Fach vierstündig, was bedeutet ich habe mich viel intensiver mit dem Stoff beschäftigt und darauf geachtet, wie viel Spaß mir der Unterricht gemacht hat und wie zufrieden ich am Ende der Stunde herausgelaufen bin. Das hat mich unter anderem davon abgehalten, Biologie zu wählen (da ich mit dem damaligen Unterrichtsstoff gar nicht zurecht gekommen bin) und auf der anderen Seite darin bestätigt hat, Französisch zu wählen. Natürlich sind diese 5 Tage längst nicht aussagekräftig genug, aber für mich war das ein wichtiger und aufschlussreicher Anhaltspunkt.
- Alleingang:Wählt nicht abhängig von euren Freunden. Das sag ich jetzt so vorlaut, dabei weiß ich nicht ob ich Geographie gewählt hätte wenn ich nicht gewusst hätte, dass mein bester Freund es auch gewählt hat und ich somit nicht ganz allein im Kurs sein würde. Viele glauben aber, wenn sie genau die gleichen Fächer wählen wie ihre Freunde, kommen sie auch automatisch in den selben Grundkurs. Hier kann ich eindeutig sagen: stimmt nicht, was wirklich sehr schade ist. Aber die Kurswahl ist so oder so kompliziert genug, konzentriert euch am besten ausschließlich auf euch selbst. Und: irgendjemand ist immer da, den man anquatschen und dazu zwingen kann, zusammen Mittagessen zu gehen 😀
Wahl der zweistündigen Fächer
Die gute Nachricht eines jeden Schülers der Mittelstufe: nicht jedes Fach, mit dem man sich gerade rumquält, muss man zwangsläufig bis zum Abitur behalten. Abwählen kann man am Ende der zehnten Klasse eine der drei Naturwissenschaften sowie eine bzw. zwei Fremdsprachen. So schrieb ich letztes Jahr im Mai meine LETZTE PHYSIK-KA EVER und meine Klassenkameraden verbrannten voller Freude ihre letzten Franz-KAs. We made it!
Um das Stunden-Kontingent von im Schnitt 32 Wochenstunden pro Halbjahr erfüllen zu können, kann man in der Oberstufe außerdem zweistündige Fächer hinzu wählen. An unserer Schule werden dabei Literatur und Theater, Psychologie, Informatik und Mathe-Plus angeboten. Mein Stundenplan war leider so schon voll genug, sodass ich keines dieser Angebote in Anspruch nehmen konnte, aber am besten seht ihr es wirklich so: als Angebot. Solche Fächer sind gute GFS-Fächer, Punktesammler und eine Bereicherung im Schultag, einfach weil sie neu und vom Aufbau und Inhalt her deutlich anders sind als die „klassischen“ Fächer. Ich höre fast ausschließlich positive Kommentare von den Leuten aus meiner Stufe, die eines oder mehrere dieser Fächer gewählt haben.
Seltene Neigungskurse: Das Problem kleiner Schulen
Seltene/ Bedrohte Neigungskurse
In diesem Kapitel stellt sich natürlich zuerst die Frage: was sind seltene Neigungskurse? Oder andersrum: was kommt eigentlich immer zustande?
An allererster Stelle steht hierbei natürlich Englisch. Jeder Abiturient braucht eine Fremdsprache, und es ist nunmal naheliegend, die zu wählen die man seit der ersten Klasse lernt, und die von allen Schulsprachen noch die wenigsten Schwierigkeiten bereitet. In unserer Stufe gab es nur eine einzige Person, die Englisch abgewählt und stattdessen Spanisch als Abiturssprache gewählt hat. Spanisch ist als Neigungskurs und zweite Fremdsprache generell sehr beliebt, viele Schüler die bereits in Klasse 8 das sprachliche Profil gewählt haben empfinden Spanisch als die einfachere Sprache im Vergleich zu Französisch und wählen das Fach für die Kursstufe.
Auch die Naturwissenschaften zählen laut den Lehrern unserer Schule zu den „Klassikern“. Also Bio, Chemie und Physik. Es ist wohl ein Naturgesetz, dass in jeder Stufe ein paar Leute sind, die mit Formeln vertraut sind, von denen ich noch nicht mal den Namen kenne. Gerade die Kombination Bio-Chemie wurde bei uns eigentlich ziemlich oft gewählt, vielleicht schon in Anbetracht eines späteren Medizinstudiums.
Ein weiteres „All-time“- Fach unserer Schule ist Sport. Zwar sind die Ansprüche hoch, aber gerade in unserer Stufe gibt es zahlreiche ambitionierte (Leistungs)-Sportler, für die Sport eine gute Entscheidung ist.
Sichere Neigungskurse unserer Schule kurz zusammengefasst:
- Englisch
- Spanisch
- Bio
- Chemie
- Physik
- Sport
- Wirtschaft
Etwas anders sieht die Sache bei dem Fach Wirtschaft aus. Die Stufe, die im Jahr 2016 ihr Abitur gemacht und die Schule verlassen hat, hat so gewählt, dass zwei Wirtschaftskurs entstanden sind. Die Stufe über uns widerum, die 2017 Abitur macht, hat keinen einzigen Wirtschaftskurs zusammenbekommen. Und wir hatten ein sensationelles Vorwahlergebnis von 37 Schülern, sodass bei uns ebenfalls zwei Wirtschaftskurse zustande kamen. Trotz dieser für die Wirtschaftslehrer und -interessierte erfreuliche Bilanz sorgte das Ergebnis in der Schule für zahlreiche Diskussionen. Während sich die Wirtschaftsfachschaft vor Interessenten kaum retten konnte, sah es nämlich in allen anderen gesellschaftlichen Fächern schlecht aus. Geschichte wollten 4, Gemeinschaftskunde 5 und Geographie 11 Leute wählen. Normalerweise braucht es für einen Neigungskurs aber mindestens 15 Schüler. Sowohl die Geschichte-, Gemeinschaftskunde- und Geofachschaft, als auch zahlreiche Schüler waren aufgebracht und wütend, als sie sahen wie ihre Fächer unter dem hohen Wirtschaftsinteresse litten.
Dann gab es da noch die zwei Schüler, die von einem Musik-Neigungskurs träumten, auch wenn eigentlich von Anfang an klar war, dass dieser Traum nicht umgesetzt wird.
Ganz anders sah es jedoch bei dem Fach Französisch aus. Auf einem Gymnasium ist die Sprache ab der 6. Klasse Pflicht, und bisher war ein französischer Neigungskurs auch immer zustande gekommen, wenn auch zum Teil „gerade noch so“. Umso ernüchternder das Ergebnis der Vorwahl: 3 Leute, die Französisch wählen wollten. Die Konsequenz: Französisch wurde umgehend vom Kurswahl-Programm entfernt.
Dies sind also die Ergebnisse unserer Schule. Wir haben momentan rund 542 Schüler, die Zahl einer Stufe liegt irgendwo im Bereich 70- 80. Zu beachten ist, dass für die Oberstufe meist noch zahlreiche Schüler des Progymnasiums nahe unserer Schule kommen, die in der Vorwahl bereits mitmachen und somit die Ergebnisse beeinflussen können.
Bedrohte Neigungskurse aus dem letzten Jahr kurz zusammengefasst:
- Musik
- Kunst
- Gemeinschaftskunde
- Geographie
- Geschichte
- Französisch
Was tun, wenn man ein „bedrohtes“ Fach wählen will?
Weiß man sicher, welche Neigungskurse man wählen will, ist die erste große Hürde bereits geschafft. Nun stellt sich nur noch die Frage, ob das auch so funktionieren wird. Meistens merkt man selbst ziemlich schnell, wie gut die Chancen dazu stehen.
Nach ewiglangem Hin- und Her standen für mich Französisch und Geschichte fest. Französisch habe ich mit einer guten Freundin zusammen gewählt. (Sämtliche meiner anderen Freunde haben mir den Vogel gezeigt) 😉
Geschichte habe ich mit meinem besten Freund zusammen gewählt, wir wussten noch von einigen anderen aus der Klasse und einem Jungen aus der Parallelklasse, dass sie das Gleiche vorhaben.
In dieser Zeit haben wir generell viel geredet, geschrieben und gesammelt, also auch zwischen den Klassen. Die Standardfrage zu dieser Zeit: „Und, was wählst du?“ Und leider ist mir dabei nach und nach immer mehr klar geworden, dass es für Französisch und Geschichte nicht wirklich gut aussieht.
Irgendwann im Februar/ März findet dann die Vorwahl statt. Auch wenn sie nicht verbindlich ist, ist sie sehr wichtig für die Schulleitungen und die Schüler, um einen ersten Überblick zu erhalten.
Vor der Vorwahl habe ich zu einem guten Freund aus der Stufe über mir gesagt, ich bezweifele dass es überhaupt etwas bringt, wenn ich Französisch und Geschichte wähle. Er hat mir vehement widersprochen, und deswegen hier ein ganz wichtige Tipp:
Wählt immer genau das, was du wählen möchtest. Selbst wenn jeder zu dir sagt er wählt das Fach nicht, steckt darin immer ein kleiner Anteil von Schülern, die das nur nicht zugeben wollen.
Auch wenn das banal klingt, ich kann mit großer Sicherheit sagen, dass es jedes Jahr Schüler gibt, die sich schon vor der Vorwahl Alternativen suchen, nur weil sie glauben, ihr Fach käme eh nicht zustande. Insofern bewundere ich die zwei Leute von 86, die Musik in der Vorwahl gewählt haben, wirklich sehr! 😉
Nach einiger Zeit werden die Ergebnisse der Vorwahl dann ausgehängt, und zur besseren Veranschaulichung hier mal der Aushang vom letzten Jahr:
Ihr seht also schon, wie gut die Chancen für meine beiden Wunschfächer standen. Französisch wurde dann auch direkt aus der Auswahl gestrichen, wie das für mich war könnt ihr hier nachlesen.
Tja und was dann folgte war ein monatelanges Kämpfen ,mit zahlreichen Versammlungen in der Aula, bei dem sämtliche Lehrer und Schüler nach und nach die Nerven verloren. Die Kurswahl beherrschte meinen kompletten Alltag, meine armen Freunde hörten nichts anderes von mir. Mein bester Freund, der Junge aus der Parallelklasse, ein Progymnasiumschüler und ich (sprich die 4 Geschichte-Wähler) bildeten sowas wie eine Kampfmannschaft um unser geliebtes Geschichte zu verteidigen, ich habe aufgehört zu zählen wie oft wir im Rektorat standen und diskutierten und als einer von uns Geburtstag hatte, wurde ihm erst auf dem Rückweg vom Rektorat gratuliert, da wurden Prioritäten gesetzt.
Sowohl zwischen einzelnen Schülern als auch zwischen den Lehrern der verschiedenen Fachschaften entwickelten sich Konflikte, es war fast als wären wir von verschiedenen Lagern, nach dem Motto Wirtschaftsfreaks vs. Geschichtepsychos. Ich würde lügen wenn ich sagen würde dass das überhaupt keinen Spaß gemacht hat. Abgesehen davon dass wir wohl jede Menge Unterricht verpassten um im Rektorat um Geschichte zu kämpfen hat uns das Ganze auch ziemlich zusammengeschweißt (also halt die Geschichtepsychos 😀 ) und wir genossen es ein bisschen, so eine außergewöhnliche und chaotische Stufe zu sein.
Trotzdem würden wir euch dieses ewige Hin und Her sehr gerne ersparen, und deswegen hier einige
Tipps, um für Neigungskurse zu kämpfen
- Überblick: informiert euch in der ganzen Stufe (und bei den Progymnasiasten) darüber, wer eure „Mitstreiter“ sind. Dann könnt ihr euch alle zusammensetzen. Bei der Schulleitung habt ihr damit definitiv mehr Erfolg als wenn ihr ganz alleine kommt 😉
- Unterstützung: denkt daran dass es auch im Interesse der betreffenden Fachschaftlehrer liegt, einen Kurs zustande zu bekommen. Eventuell wird euch ein Lehrer/ eine Lehrerin zur Seite stehen (wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht)
- Verstärkung: auch wenn ihr damit zu den nervigsten Leuten der ganzen Stufe werdet, gebt noch einmal alles, fragt rum und sammelt so viele Schüler wie möglich zusammen, die tief in ihrem Herzen auch euer Fach wählen wollen! (Natürlich bringt es nichts zu überreden, es geht nur darum Schüler zu finden, sie sich vielleicht so nicht auf euch zubewegt hätten)
- Information: es kann hilfreich sein, sich bei anderen Schulen umzuhören, die ähnliche Probleme haben. Eventuell helfen euch ihre Lösungen weiter, profitiert also davon wenn ihr Freunde auf anderen Schulen habt. Achtung: wir haben damals von einer Schule gehört, die einen Geschichtekurs mit vier Schülern durchgebracht hat, dabei haben wir aber vergessen, dass es sich hierbei um eine Privatschule handelt!
- Verständnis: denkt immer daran, dass ihr nicht gegen- sondern mit der Schulleitung kämpft. Auch sie wollen ein möglichst vielfältiges Kursangebot erreichen. Dass Kurse eine bestimmte Anzahl an Teilnehmern haben müssen ist ein festgelegtes Gesetz des Landes Baden-Württemberg und kann von der Schulleitung nicht beeinflusst werden.
- Akzeptanz: dies sollte der letzte Schritt sein, aber auch er muss getan werden. Findet euch also lieber früher als später mit dem Gedanken ab, dass ihr euch Alternativen suchen müsst. Bei meinem besten Freund und mir hatte das zwar die Folge, dass wir jedes Mal zusammengezuckt sind, wenn es an der Türe geklopft hat, aber als es dann irgendwann wirklich soweit war, waren wir relativ gefasst.
Aus und vorbei: wenn Kurse nicht zustande kommen
Die Suche nach Alternativen
Wie schon gesagt, eines schönen Morgens war es soweit. Unsere Klasse erhielt gerade einen hochinteressanten Vortrag über die Regenwälder in Amazonien, da flog die Türe auf und unser stellvertretender Schulleiter kam herein, mit den Worten: „Geschichtekurs für euren Jahrgang: ANNULIERT!“, und genauso schnell wie er den Raum betreten hatte, hatte er ihn auch wieder verlassen. Zurück blieben völlig entgeistert mein bester Freund ich, und meine Freundinnen, die bereits die Köpfe einzogen aus Angst auf das, was gleich folgen würde. Zu ihrer Beruhigung verkniff ich mir den Wutanfall, bis sich das Geschichte-fight-Team in der Pause versammelte (abgesehen vom Progymnasiast, der 15 Kilometer weiter vermutlich ähnlich schockiert da saß).
Tjaaa, das wars dann mit dem Traum von Geschichte, mein zweites gescheitertes Fach.
Französisch war bereits extrem hart für mich, da ich die Sprache liebe und gerne, gut und überall spreche. Aber wenigstens war es damals ein Ende mit Schrecken. Geschichte war eher so Schrecken ohne Ende, und jetzt standen wir da und dachten über Alternativen nach. Gesellschaftlich blieben uns nur noch Wirtschaft und Geographie. Wirtschaft boykottierten wir aus Prinzip (hehe), und mein bester Freund war sowieso von Anfang an zwischen Geographie und Geschichte hin und her geschwankt. Der Paraklässler und ich waren ganz und gar nicht begeistert davon, uns die nächsten zwei Jahre mit Steinen und Stürmen zu befassen, sahen aber irgendwie keine Lösung in Sicht und wählten dann ebenfalls Geo.
Tipps zum Umwählen:
- Zurückdenken: an welche Fächer habt ihr ganz am Anfang der Kurswahl gedacht? Wieso sind welche rausgeflogen, sind alle gleich undenkbar?
- Möglichkeiten: in welchem Not-Fach könnt ihr euch noch die besten Noten vorstellen, weil a) das Interesse/ Talent reicht oder b) ihr viele Möglichkeiten habt? Ich habe Spanisch statt Bio gewählt, weil man für Spanisch spanische Bücher lesen und Youtube-Videos ansehen kann. Außerdem hat meine Cousine auch Spanisch gewählt und ich weiß, dass ich zur Not auf ihre Hifle zählen kann. Und ich habe Geo statt Wirtschaft gewählt, weil meine Gotti selbst Geolehrerin ist und schon einige Geo-Oberstufenkurse hatte. Naja und weil zumindest 3 der vier Geschichte-Fighter dann weiterhin vereint wären. Der vierte ist dann leider zum Psycho mutiert (Sorry :P) und hat Chemie gewählt, was für mich dann eher nicht in Frage kam 😉
- Blick in die Zukunft: Schon klar,mit euren Wunschfächern hättet ihr am allermeisten in die Zukunft investiert. Versucht nun aber ,zu überlegen, was euch dennoch noch am meisten bringen würde. Wenn ihr schon wisst, dass ihr niemals in den Bereich Technik/ Physik gehen wollt, aber vielleicht etwas mit Psychologie machen wollt, dann wählt ihr immer noch besser Wirtschaft als Physik. Und ich muss sagen: Geo ist wirklich ein sehr gutes Notlösungs-Fach, da es extrem allgemeinbildend ist und einem wirklich viele verschiedene Lebensbereiche näher bringt. All in one sozusagen- ich bin froh dass ich es gewählt habe!!
- Beruhigung: Was mir damals so viele Leute gesagt haben: pfeif auf die vierstündigen Fächer!! Natürlich ist es hilfreich, wenn sie das beinhalten was ihr später mal studieren wollt. Aber wenn dem nicht so ist, heißt das nicht dass es euch viele Nachteile einbringt!
- Stolz: Spätestens am Ende eurer Kursstufenzeit könnt ihr stolz auf euch sein. Stolz, weil es für euch eben nicht so einfach war wie für manch anderen, stolz weil ihr tausend Mal umdisponieren musstet und vielleicht auch mal mehr lernen musstet als die anderen, weil ihr nicht die Fächer bekommen habt, die euch leicht von der Hand gehen. Heute sehe ich das Drama letztes Jahr als wichtige Erfahrung an, die mir gezeigt hat: man bekommt nicht alles was man will, manchmal ist die Welt verdammt ungerecht und trotzdem, man kann auch schwierige Entscheidungen gut lösen!
Mit der Suche nach Alternativen meine ich aber auch Dinge, die ihr tun könnt um eure gescheiterten Fächer trotzdem in irgendeiner Form weiterzuführen. Wenn diese Fächer wirklich eure Leidenschaft sind, werdet ihr es auch schaffen, sie in eurem Alltag zu integrieren und sie nicht im Laufe der zwei Jahre zu vergessen.
Ich hatte großes Glück. Ich habe bereits zwei französische Sprachdiplome (DELF A2 und B1) an unserer Schule erworben, und der AG-Lehrer hat mir und den beiden anderen Französisch-Wählerinnen angeboten, mit uns auch in der Kursstufe eine DELF-AG zu machen. Im Januar 2018 werden wir dann die DELF-Prüfung mit dem Niveau B2 ablegen, und haben damit dann unser Französisch-Abitur, bevor die badenwürttembergischen Abitursprüfungen überhaupt angefangen haben 🙂 Ich interessiere mich momentan sehr für einen deutsch-französischen Studiengang in Freiburg, und für ihn ist dieses Zertifikat Pflicht. Somit investiere ich in meine Zukunft und habe gleichzeitig noch eine Stunde in der Woche, in der ich hemmungslos Französisch quasseln kann. Der Lehrer der AG ist gleichzeitig auch mein Spanischlehrer, das ist auch deswegen gut, weil er genau weiß dass mein Talent nun mal im Französischen liegt und nicht im Spanischen (fragt mal meinen Spanisch-Kurs wie oft ich in der Stunde aus Versehen „Avec“ statt „con“ sage 😀 )
Ich bin dem Lehrer also auf jeden Fall sehr dankbar, dass er mit so viel Engagement versucht, uns unsere Zukunft zu erleichtern! Und hey, es ist Freitag mittags um vier! (wofür ich auch regelmäßig ausgelacht werde 😀 )
Schulwechsel ja oder nein?
Wie verzweifelt ich damals wirklich war, fällt mir wieder ein wenn ich meine Tagebücher dieser Zeit durchblättere.
An genau dieser Scheide stand ich, denn nachdem klar wurde dass bei meiner vierstündigen Fächer nicht zustande kommen, haben mir zahlreiche Menschen wie zum Beispiel meine Französischlehrerin geraten, die Schule zu wechseln. Komplett verunsichert und zerissen stand ich da, und habe dann etwas gemacht, was sich erst einmal total dämlich anhört: eine Pro- und Kontratabelle.
Anhand dieser Tabelle seht ihr, wie umfangreich diese Entscheidung war. Und auf den zweiten Blick wird klar: it´s all about priorities. Und wenigstens eine Sache hat mir diese ganze Katastrophe einfach gemacht. Es waren genau zwei fette Prioritäten:
a) gutes Abitur und Investition für die Zukunft -> schulisch
oder
b) Oberstufe mit meinen Freunden und meiner Stufe -> sozial
Ich würde euch allen empfehlen, euch anhand dieser Prioritäten zu entscheiden. Denkt daran: ES IST EURE ENTSCHEIDUNG! Es werden viele Leute kommen, die euch helfen wollen, nehmt diese Hilfe an, aber bleibt dabei: ihr müsst damit leben können, also entscheidet auch so, dass es sich für euch gut anfühlt.
In diesem ersten Schulhalbjahr habe ich Großartiges erlebt. Ich war mit der Schule in Taizé und auf SMV-Tagung, mit meinen Freunden beim Studientag in Stuttgart und gefühlt 47273477 Mal im Oberstufenraum, im Edeka und beim FoodTruck. Vieles hat sich verändert, seit wir in die Kursstufe gekommen sind, eigentlich sogar alles und am Anfang war es schwer, sich daran zu gewöhnen. Immer andere Leute, jeder Kurs hat seine eigene Zusammensetzung und vor dem Mittagessen überlegt an sich besser gleich, ob man Freunde hat oder sich noch welche besorgen sollte. Viele Konstellationen haben sich verschoben, was gleichermaßen Verlust und Gewinn ist. Alles in allem versteht sich unsere ganze Stufe aber so gut, und von einer langweiligen BK-Stunde mit Stadt-Land-Fluss (Nein man, Kürbiskopf ist kein Schimpfwort) bis zum Stufenfest mit Kanalisationsaroma haben wir bereits tausende von lustigen Momenten gesammelt.
In jedem dieser Momente hätte jemand auf mich zu kommen und mich fragen können, ob ich es bereue, geblieben zu sein, ich würde immer mit Nein antworten. Selbst wenn ich in Spanisch fast verzweifle oder einen akuten Französisch-Sehnsuchtsanfall habe. Das zeigt mir, dass ich meine Prioritäten richtig eingeschätzt habe.
Wenn ich am Freitag mein Zeugnis bekomme, kann ich vermutlich immer noch nicht glauben, dass das erste von vier Halbjahren tatsächlich schon vorbei ist. Drei weitere liegen vor uns und wenn die Zeit genauso weiter rennt kann ich gefühlt morgen anfangen, für das Abi zu lernen.
Liebe Stufe, vielen Dank dass die Zeit mit euch so genial war, ist und bleiben wird. Sooo viel liegt vor uns und ich kann jedes einzelne Detail dieser Tage kaum erwarten.
Allen jetzigen Zehntklässlern wünsche ich viel Erfolg, viele Nerven und eine Menge Durchhaltevermögen während der Kurswahl. Ich hoffe ich konnte euch mit dieser Guideline ein kleines bisschen dabei helfen, eure Fächer zu finden. Ich kann nur sagen: genießt die letzten Monate in eurer Klasse, aber FREUT euch auf die Kursstufe, denn die wird noch tausendmal besser!
Bis bald!