Mittwoch, 23. 03. – Donnerstag, 24.03.2016
Mitttwoch, 23.03.2016. Unsere erste Etappe, den Frankfurter Flughafen, haben wir nach einer dreieinhalbstündigen Autofahrt erreicht. Ich bin direkt von der Schule aus eingestiegen und ich muss sagen, es gibt eindeutig schlechtere Arten, den Unterricht zu beenden. Der einzige Flug, den ich bisher hatte, startete von Stuttgart aus, deswegen war es mein erstes Mal an diesem riesigen, beeindruckenden Flughafen. Die Zeit bis zum Boarding ist so schnell vergangen, und – zack- saßen wir schon in unserem ersten von insgesamt sechs Flugzeugen auf dieser Reise, auf dem Weg nach Istanbul.
Abgesehen von den Inlandsflügen in China haben wir alle Flüge bei TurkishAirlines gebucht, und schon ab dem ersten Flug war klar, dass das eine sehr gute Entscheidung war. Obwohl wir nur knapp drei Stunden in der Luft waren, gab es ein komplettes Menü mit Auswahlmöglichkeit, Nachtisch und echtem (!) Besteck. Wir waren im siebten Himmel- im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich werde nie den Moment vergessen, in dem wir über Istanbul langsam gesunken sind, und wir auf die nächtliche Stadt mit ihren abertausenden Lichtern heruntersehen konnten. Es sah so wunderschön aus, ein Meer aus tausend kleinen goldenen Punkten, Autos wie Glühwürmchen, Wohnviertel wie bunte Mosaike im Dunkel.
Wie kann ein Ort gleichzeitig so schön aussehen und so schreckliche Dinge zulassen? Es ist eine halbe Woche her, dass in Istanbul erneut der Terror gewütet hat. So friedlich sieht es von oben aus, so bitter und wahr ist es unten.
Ich frage mich, wie jemand, der wie wir das Privileg hat, etwas so wunderschönes zu sehen, in der Lage ist, es zu zerstören.
Weder meine Cousine noch ich konnten uns diese Frage beantworten.
In Istanbul gelandet ging es mit dem Bus zum Flughafen, wo wir knapp eineinhalb Stunden Aufenthalt hatten. Es war ein komisches Gefühl, mitten in der Nacht auf einem türkischen Flughafen zu sitzen, aber ich habe es eher als positiv empfunden. Plötzlich ist da so viel Freiheit, so viel Abenteuer. Die Angst, die ich vor der Reise hatte, hat sich mit Betreten des Flughafens in pure Freude verwandelt, das alles zu erleben.
Beim Boarding zu Flug Nummer zwei waren wir wegen mehreren Dingen superhappy. Erstens: auch wenn unser superrealistischer Wunsch, upgegradet zu werden leider nicht wahr wurde, durften wir uns ein bisschen like-a-bussines-class fühlen, wir bekamen nämlich eine Decke, ein Kissen und ein Set mit Schlafmaske, Zahnputzzeug, LipBalm und und und. Zweitens war die Filmauswahl ungefähr doppelt so groß wie im ersten Flugzeug, was bedeutete, dass ich es nach circa drei Jahren endlich geschafft habe, „If I stay“ anzuschauen.
Der Flug nach Shanghai dauerte insesamt 9:40 Stunden, was in einem Flugzeug sehr lang werden kann. Sehr seeehr lang…Leider hatten wir nach einer Stunde Flugzeit eine Phase mit vielen Luftlöchern und Turbulenzen, und in dieser Zeit wurde passender Weise (nicht) das erste Essen geliefert. Ich bin ja schon so nicht die Talentierteste was Geschicklichkeit angeht, aber Leute, probiert mal zu Essen wenn es alle zwei Sekunden ruckelt und schwankt!
Die ersten fünf Stunden haben wir vor allem mit Schlafen verbracht, da es auch draußen dunkel war. An diese Stelle sorry an den armen chinesischen Mann neben mir, ich kann gar nicht aufzählen wie oft ich versucht habe, eine möglichst angenehme Position zu finden und dabei ausversehen gegen ihn gestoßen bin 😀
Gott sei Dank gibt es Spotify, und Agnes , das äußerst spannende Buch, das meine Cousine für die Schule lesen muss. Pünktlich um 16:55 Uhr Ortszeit landete unser Flieger in Shanghai. Allerdings rollten wir danach noch so ungefähr fünfundvierzig Minuten über den Flugplatz, bis wir aussteigen konnten. Ganz in Freiheit waren wir allerdings erst, als wir die Passkontrolle, das Koffer abholen und den Zoll erledigt hatten. Am Ausgang warteten unzählige Leute mit Schildern in der Hand, und einer davon trug ein Schild mit unseren Namen. Das ist der Fahrer von unserem Onkel, der extra gekommen ist, um uns abzuholen. Mit ihm verständigen wir uns auf Englisch, meine Cousine kennt ihn schon von ihrer ersten Chinareise. Die Fahrt bis zur Wohnung hat zwar ewig gedauert, war aber wunderschön.
Shanghai ist eine unglaubliche Stadt, so bunt und irgendwie futuristisch. Die vierspurige Fahrbahn wird links und rechts von Laternen gesäumt, überall blinkt und blitzt es, und der Verkehr, der zunächst vielleicht wegen seinem angeblichen Chaos abschreckt, läuft wie von Geisterhand reibungslos.
Bei unserem Onkel angekommen gab es erstmal chinesisches Essen. Für alle Vegetarier: chinesischen Kartoffelbrei, Pilz- Gemüse Salat, Pfefferkörner und kleine Pizza mit Kräutern ist sehr empfehlenswert. Nach dem Essen war es circa 20:00 Uhr, aber wir haben uns noch bis 22:30 Uhr wachgehalten, um schneller in den Tagesrythmus mit der neuen Zeit zu kommen.
Das war der allererste Tag in China, Interessanteres folgt in den nächsten Tagen. Hier noch ein Bild von der Aussicht, mit der wir morgens aufwachen: