100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg

Kategorien Gedanken, Weltgeschehen

100 Jahre später.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wache ich auf, und es ist ein Tag wie jeder andere.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg sind alle Toten immer noch tot.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg erzählen sie im Radio von Schüssen und Feldern.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg werden Bilder in mir nicht lebendig, weil ich in ihnen nie gelebt habe.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg denke ich an die Geschichten meines Großvaters.

Sie waren so lang, als könnten sie hundert Jahre andauern.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg ist der Himmel voller Wolken über dem Kriegsdenkmal aus Stein.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg steht es in der Mitte dieses Dorfes.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg frage ich mich, ob sie oben beisammen sind, und ihr und unser Dorf bewachen.

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg träume ich von einem Feld aus Kreuzen

im Elsass, wo die Blumen sind, und Kirchen

Und von Andilly

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg sehe ich mich um in dieser Welt

die so zerrüttet ist

sehe Vergangenheit, die den Kontinent gewechselt hat

um dort zur Gegenwart zu werden

sehe Wut und Hassgedanken

die 100 Jahre überdauert haben

und ich will sie straucheln sehen

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg werfe ich 20 Cent in die Büchse des Soldaten

„Kriegsgräberfürsorge“

Denke ich an meine Urgroßväter

und an das Sterben, das sie nahmen

um uns das Leben zu geben

damit wir es leben

mit Frieden

für immer.

 

Mein Name ist Tabitha Anna und ich bin 24 Jahre alt. Ich komme aus dem Süden von Baden-Württemberg und liebe es, zu lesen, zu schreiben und zu reisen. Seit Oktober 2019 studiere ich deutsche und italienische Sprach- und Literaturwissenschaft in Freiburg im Breisgau.