Reise der Begegnungen | Bodensee 2016

Kategorien Reiseatlas

Cause it´s not bright

I´m magnetised

to somebody that don´t feel it

love paralyzed

he´s never gonna need me

but sure as the world keep s the moon in the sky

he´ll keep me hanging on

  • Tom Odell, MagnetisedHymne meines Sommers

Ich bin zurück – einmal mehr stehe ich in meinem Zimmer, mit der vollen Reisetasche in der Hand und nichts hat sich verändert, außer die Staubschicht auf dem Klavier, die vielleicht noch ein paar Zentimeter dicker geworden ist. Es ist das vierte Mal dieses Jahr, dass ich nach Hause komme und nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Das erste Mal war das Europakonzil in Straßburg, das zweite Mal China, das dritte Mal das Zeltlager, und jetzt habe ich 4 Tage Bodensee hinter mir. Die, die mich auch in Snapchat haben sind bestimmt schon mega genervt, weil ich von jeder einzelnen Stadt, in der ich war, eine Geschichte reingestellt habe. Gute Nachricht an euch alle: es ist vorbei 😀

Vielleicht noch mal von vorne. Nach dem Zeltlager war ich erstmal richtig tief drin in einem Meer aus Sehnsucht – nach Lagerfeuer, Lagerwiese, Lagerleute- nach schlichtweg allem. Jedes Wort, jeder Mensch und jeder Geruch hat mich an die Zeit im Pfizela erinnert, und so war es eigentlich ein ständiges Zusammenreißen, um nicht loszuweinen. Nebenbei war ich auch noch völlig überrumpelt von der Resonanz auf http://www.tabitha-anna.de/pfizela-2016, Leute, wie krass seid ihr eigentlich?? Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, diese Sache hat sich total verselbstständigt. Auf einmal haben lauter Leute den Beitrag geteilt und kommentiert und mir privat geschrieben, und ich habe mich über jede einzelne Rückmeldung so unglaublich gefreut! Ohne euch wüsste ich doch schon längst gar nicht mehr, was ich schreiben sollte, weil ihr mich so mega inspiriert! <3 Ihr merkt schon, die ersten Tage nach dem Lager waren ziemlich emotional, und so war es höchste Zeit, auszubrechen. Und das habe ich dann auch gemacht!

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Zugegeben, das Ganze ist nicht halb so Roadtrip-mäßig und spontan, wie ich gerade tue. In Wirklichkeit haben meine Cousine und ich schon circa seit Februar geplant, in den Pfingstferien an den Bodensee zu fahren, um ein paar Europakonzil-Leute, die in der big City FN wohnen, wiederzusehen. Gesagt getan, und hättet ihr gedacht, dass zwischen Sigmaringen und Überlingen jede Stunde ein Regiobus verkehrt, den wir mit unserer absolut stylischen Schülerfahrkarte kostenlos nutzen können? Ich jedenfalls nicht 🙂

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Ich also am Samstagmorgen unter Gluthitze (so kommt es einem jedenfalls vor wenn man vorher 6 Tage frierend zwischen Lagerfeuer und Zelt gependelt hat) am Bahnhof in Veringenstadt, wo ich auf den Bus gewartet habe, der nach Sigmaringen City fährt. Ich war noch immer voll von Erinnerungen an die letzten Tage, aber gleichzeitig brodelte in mir die Vorfreude auf den See, die Leute und Sonne am Strand (wenn man das am Bodensee Strand nennen kann…)

Während ich da noch auf meiner Reisetasche gesessen bin und Magnetised von Tom Odell vor mich hingesummt habe, kam ein junger Mann zur Bushaltestelle und stellte sich ein paar Meter neben mich. Da ich mir um mein nicht vorhandenes Gesangstalent bewusst bin, habe ich meine Acapella-Version von Magnetised beendet und höflich Hallo gesagt. Der Mann hatte dunkle Haut und antwortete mir auf Englisch. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es ein Flüchtling war oder nicht, aber dann sind wir – wie auch immer – in ein Gespräch geraten. Teils Englisch teils Deutsch haben wir uns über Gott und die Welt unterhalten. Wirklich so ziemlich alles. Er arbeitet in einem Altersheim in der Nähe und kennt sogar meine Großtante, die dort wohnt. Er versteht nicht, wieso so viele junge Menschen heutzutage abgeneigt sind, so einen Beruf anzutreten, und er besucht in der Kreisstadt einen Sprachkurs. Dass die deutsche Sprache verdammt schwer sein muss weiß ich spätestens seit ich Französisch und Spanisch lerne, was ja auch schon kompliziert genug ist. Sein Englisch war aber richtig gut, und er hat meins auch gelobt. Ich war fast enttäuscht, als der Bus kam und unser angeregtes Gespräch beendet hat.

Das ist das, was ich am Reisen am allermeisten mag: tiefsinnige Gespräche mit Leuten, die man seit Minuten kennt, Gespräche die einfach so entstehen, und die mir in Erinnerung bleiben. Und dieses Gespräch ist an einem Bahnhof 5 Kilometer weg von meinem Zuhause entstanden. Ich glaube, manchmal sind die kürzesten Wege die Wichtigsten.

Und weil ich halt immer noch so vom Zeltlager eingenommen bin, hier noch das schlagende Argument: das, was ich im Pfizela erlebt habe, hat nicht auf Teneriffa stattgefunden, auch nicht in Ägypten oder auf Kreta: das war auf einer Wiese, 10 Minuten Autofahrt von mir daheim 🙂

I wouldn´t trade it for the world!!!!

Unbenannt

 

Nach einem kurzen Aufenthalt in Sigmaringen City und einer mega angenehmen Regiobus-Fahrt standen meine Cousine und ich dann in Überlingen. Das Wetter war immer noch perfekt und nach unserer Ankunft auf dem Campingplatz Maurach (Achtung Schleichwerbung, aber he der Platz ist echt gut! 🙂 ) haben wir uns erstmal kurze Hosen angezogen. An diesem Tag stand nur noch Sonnenuntergang am Strand auf dem Programm, und wenn man die Augen gaanz weit zukneift sieht es doch wirklich ein bisschen nach Urlaub aus oder? 😉

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Beim abendlichen Spülen (der eindeutige Nachteil am Campen) musste sich meine Cousine dann erstmal noch ein bisschen Geheule von mir anhören, von wegen ich vermisse das Pfizela soooo sehr, und die Leute, und überhaupt erinnert mich jedes Zelt auf diesem verdammten Campingplatz an mein tragisches Schicksal. Vermutlich waren alle froh, als ich endlich eingeschlafen bin 😀

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Am Sonntag konnten die Leute vom Konzil noch nicht, also haben meine Cousine und ich beschlossen, einen Alleingang zu machen. So richtig cool und abenteuerlustig haben wir uns nach Überlingen aufgemacht (und wieder mal war unsere Schülerfahrkarte der Retter in der Not) wo wir die Innenstadt angesehen und das weltbeste Eis an der Promenade gegessen haben.

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In Überlingen an der Promenade war auch coole Begegnung Nummer 2, und zwar mit einem älteren Mann, der hier wohnt und der uns angesprochen hat. Wir haben eine Weile geredet, über unsere Ausflugsziele, die Ferien und den schönen sonnigen Tag, dann sind wir einfach so weitergelaufen, als wäre nichts gewesen, und ich muss immer noch lächeln, wenn ich jetzt daran denke. Ich mag Leute, die nicht wortlos an dir vorbei gehen, an einem Tag, an dem die Sonne strahlt und die Uferpromenade voller Leute ist.
promenade

Die Innenstadt von Überlingen ist wirklich mega schön, ich hab mich total verliebt und bin ungefähr bei jeder Türe stehen geblieben, um sie zu fotografieren 😀

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Als wir genug von Überlingen haben, sind wir in den Seelinie-Bus gestiegen und ab gings nach Meersburg. Ich war noch nie da, was eigentlich echt verrückt ist. Meersburg ist zwar wirklich eine sehr tourilastige Stadt, aber ehrlich gesagt sind wir ja auch nichts anderes gewesen, auch wenn wir manchmal spanisch geredet haben, um wenigstens nicht als deutsche Touris sondern als spanische Backpackerinnen rüberzukommen 😀

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Als wir in Meersburg diese Treppe hochgestiegen sind, kam uns ebenfalls ein älterer Mann entgegen, der lachend gesagt hat: „Na hopp Mädels, ein bisschen schneller jetzt mal!“ Ziemlich deprimierend, dass er uns die „Wir sind spanische Backpackerinnen“-Geschichte nicht abgenommen hat, aber ansonsten war er wirklich nett und hat sich fast totgelacht, als wir gesagt haben, dass wir halt auch nicht mehr die Jüngsten sind. Den Aufstieg haben wir trotzdem geschafft, und für die Aussicht, die uns oben erwartet hat, hat er sich auch wirklich gelohnt.

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So viel zu unserem Touritag. Am Montag, dem wichtigsten Tag von allen, mit der elementarsten aller Begegnungen dem Tag der REUNITION DES EUROPAKONZILS habe ich leider einfach mal überhaupt keine Bilder gemacht. Aber dazu war auch einfach keine Zeit, weil wir viel zu sehr damit beschäftigt waren, die Zeit zusammen zu genießen. Wir waren nur zu fünft- aber das war voll ok so, und der Mittag war geprägt von zahlreichen witzigen Momenten, Insidern, Lachern und Diskussionen über alles mögliche. Verrückt, wie in einer zusammengewürfelten Gruppe so schnell so viele Parallelen entstehen können. Wir sind alle so auf einer Wellenlänge, und egal was wir zusammen machen, es ist einfach immer cool.

Leider ist an Regentagen nicht mal Friedrichshafen City besonders spannend, aber wir haben das Beste daraus gemacht. Wir waren im Pizza essen, im Kino bei „Bad neighbours 2“ und zur Freude der weiblichen Hälfte auch im Möbelhaus. Wie cool die Jungs das fanden weiß ich nicht genau, aber hey, Hauptsache sie sind mitgekommen 😀

Leider kam dann viel zu schnell auch schon wieder der Punkt, an dem wir Tschüss sagen mussten, schon wieder Tschüss.

Als wir damals – damals im Februar vor 3 Monaten 😉 –auf dem nächtlichen Parkplatz standen und uns verabschiedeten, war ich fest davon überzeugt, gerade Leute zu umarmen, die ich nie, nie wiedersehen würde. „Achwas“, hatte Benito damals gesagt, „irgendwann sieht man sich immer!“ Ich habe ihm nicht geglaubt, und siehe da- er hatte recht. Wir haben es geschafft, wir haben uns getroffen, und dann schaffen wir das ganz bestimmt auch nochmal.

Die REUNITION 1.0 war wunderbar, und wann auch immer die REUNITION 2.0 stattfindet – ich freue mich darauf!

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Der Dienstag war wettertechnisch dann auch nicht so der Hit,  sodass meine Cousine kurzer Hand heimgefahren ist. Ich habe mit mir gekämpft, bin dann aber dageblieben, weil eine Sache noch darauf gewartet hat, vollendet zu werden: mein Buch. Jawoll. I´ve done it.

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Danke übrigens für den Tipp, meinen Laptop nicht ins Wasser fallen zu lassen – der hat mich gerettet!!!

Spiegel deiner Seele ist nach 7 Monaten intensiver Schreibzeit endlich fertig, und ich kann gar nicht sagen wie stolz, glücklich und erleichtert ich darüber bin. Weil diese 90 000 Wörter in meinem Leben aber so viel Platz eingenommen haben seit Oktober werde ich in den nächsten Tagen sicher noch mal einen extra Blogpost darüber schreiben. Sorry an alle, die ich mit Spiegelei mit Seele schon genug vollgelabert habe – schlimm mit mir! 😀

Abends war ich dann so fertig vom vielen Schreiben und überarbeiten dass ich mich von meiner Mutter zu einer Radtour nach Unteruhldingen überreden lassen habe. Ich war ein Zombie auf zwei Rädern, ungeschminkt und mit fettigen Haaren, aber ich habe mich so gut gefühlt wie lange nicht mehr. Und dem Foto, das meine Mutter am Hafen von mir gemacht hat, sieht man das auch an. Denkt ja nicht, dass ich immer so rum laufe, aber ja, ich war glücklich in dem Moment, einfach nur glücklich.

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Heute bin ich dann bei bestem Wetter heimgefahren, allerdings nicht ohne noch mal ein MEGA LECKERES Spagetti-eis zu essen.

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Ich bin froh, mein Bett wiederzuhaben, und meine Freunde, und das WLAN, aber es war wirklich schön am See, und ich weiß jetzt schon, dass ich da dieses Jahr mal noch mal hinfahren werde. Jetzt wird es erstmal Zeit zurückzukehren, in mein normales Leben, und dazu gehört wohl oder übel auch die Schule. Keine Ahnung, wie ich das schaffen soll, aber es wird schon klappen, und ihr werdet von mir hören – ob ihr wollt, oder nicht 😉

 

Mein Name ist Tabitha Anna und ich bin 24 Jahre alt. Ich komme aus dem Süden von Baden-Württemberg und liebe es, zu lesen, zu schreiben und zu reisen. Seit Oktober 2019 studiere ich deutsche und italienische Sprach- und Literaturwissenschaft in Freiburg im Breisgau.