
The Universe is made of stories, not of atoms.
-Muriel Rukeyser
Die Maustaste schwebt über dem Button, auf dem Senden steht. Ich hole tief Luft, und dann wird mir klar, was genau ich hier gerade mache: ich drücke auf Senden, um mein erstes Buch, mein erstes richtiges Buch abzuschicken, an einen Wettbewerb von Tolino Media und dem Carlsen Verlag. Der erste Preis: eine Veröffentlichung des Siegerromans als E-book und Printausgabe. Dass ich diesen Wettbewerb, der schon so viele Menschen erreicht hat, nicht gewinnen werde, weiß ich. Dass er trotzdem für immer eine wichtige Bedeutung für mich haben wird, ist mir aber genau so klar. Denn eins steht fest: ohne ihn als Ansporn hätte ich nie geschafft, was jetzt einfach so hinter mir liegt: mein erstes eigenes Buch zu schreiben. Aber vielleicht noch mal von Anfang an.
Was ihr hier seht ist eine Drittklässlerin bei dem kläglichen Versuch, wie ein Engel auszusehen obwohl sie eigentlich ein Teufel ist, was zufällig sogar schon der Nachname ausdrückt ( es gelingt mir übrigens bis heute nicht, Leute davon zu überzeugen, dass ich eigentlich totaaal engelsgleich bin – Mist 😉 )
Außer sich als Engel zu verkleiden hatte dieses Mädchen, dass sich auch ich nennt, aber auch damals schon noch ein ganz anderes Hobby: schreiben. Mein Vater hat mir lesen beigebracht, als ich 5 Jahre alt war, und kurz darauf habe ich begonnen, erste Sätze zu schreiben. Ich habe den Papiervorrat des Kindergartens aufgebraucht, oder eher: komplett ausgeraubt, weil ich ständig „Bücher geschrieben“ habe. Mein allererstes Buch ist leider verschollen, aber ich weiß noch, dass ich es „Mein Naturbuch“ genannt habe, und darin über die Sonne und die Blumen geschrieben habe. Richtig krass poetisch war ich dann ab der Grundschule unterwegs, aus dieser Zeit stammen zum Beispiel diese Aufschriebe:

Seitdem habe ich nur noch geschrieben. Geschichten über Geschichten, nur dass ich es meistens „Bücher“ genannt habe, weil das cooler klang, und ich sowieso mal echte Bücher veröffentlichen wollte. Damals schon. Und ja, ich war in der dritten Klasse überzeugt davon, einen Bestseller verfasst zu haben. Für den hatte ich auch echt hart gearbeitet, vorzugsweise während dem Unterricht. Ich bin ungefähr tausend Mal ermahnt worden und jedes Mal wurde mein Name an der Tafel unter den traurigen Smiley geschrieben 🙁
Der Bestseller heißt übrigens „Tabea und Klara die Pferdefreunde“ und ist in jedem Buchhandel erhältlich (nicht). Krass wie ich bin habe ich sogar den/ das Cover selbst gemalt.
„Klara und Tabea schluckten. Wäre Tabea Erste, würde Klara sauer sein. Und wenn Klara oben stehen würde, wäre Tabea traurig. Und wenn Selina Erste werden würde, wären beide traurig.“
Ihr seht, schon damals habe ich mich mit richtig wichtigen Problemstellungen befasst und hoch emotional-dramatische Geschichten über Pferderennen verfasst. Ansonsten ging es auch oft um Hasen, Mobbing in der Schule, Urlaub am Strand, und einmal habe ich sogar über ein Mädchen namens Margret geschrieben, die in der Armut Afghanistans gelebt hat. Ich kenne sie noch alle. Felicia und ihren Zwillingsbruder Meik, Lucy aus Griechenland, Florie im französischen Feriencamp, Esmeralda die nur schwäbisch reden kann, die Zwillinge Charlotte und Charleene und Lilli, die soo sehr in Luc verliebt ist. Es gibt so viele Geschichten, und ich war überzeugt, dass ich die alle mal zu richtigen Büchern mache. Bis mich die Realität getroffen hat. Vielleicht nur so viel: Verlagsabsagen sind ganz schön gut zum Feuer machen.
Geändert hat sich das alles im Sommer 2014 auf einem kleinen Campingplatz in Münstertal. Ich werde immer gerne an diesen Urlaub zurückdenken, zum Einen weil ich da echt coole Leute kennengelernt habe, mit denen ich immer noch Kontakt habe, und zum anderen weil sie dort geboren wurde, die Idee zu Spiegel deiner Seele.
Als ich wenige Wochen davor im Krankenhaus war, hat meine Mutter mich mit einem Notizbuch aufgemuntert (kleiner Tipp an alle: damit könnt ihr mich IMMER glücklich machen!), das ich in diesen Urlaub mitgenommen habe. Keine Ahnung was erst da war- der Titel, die Handlung oder das erste Kapitel, aber plötzlich sprudelten die Ideen nur aus mir heraus.
Während meine Familie Berge bestiegen hat, den IKEA gestürmt hat und schwimmen gegangen ist, saß ich schwitzend im Vorzelt und habe geschrieben, geschrieben und geschrieben. Mega planlos, mega durcheinander, aber es war der Anfang.

Am Ende des Urlaubs hatte ich Erinnerungen an die tollsten Nächte auf sonnenwarmen Landstraßen, mit Jugendlichen aus ganz Deutschland, – und ein Notizbuch voller einzelner Kapitel, die irgendwie zusammengefügt werden sollten. Allerdings habe ich dann erstmal ein KOMPLETTES Jahr fast gar nicht daran weitergearbeitet. Ich hatte neue Ideen für neue Geschichten, dann war da der Schreibwettbewerb für die Literaturwerkstatt Graz und und und , und so sah es lange so aus, als wäre Spiegel deiner Seele nichts weiter als eine meiner zehntausend angefangenen Geschichten.
Erst im Oktober 2015 wendete sich das Blatt. Aus reinem Zufall bin ich auf den Schreibwettbewerb von Tolino Media gestoßen. Die Bedingungen: ein Jugend- oder All-Age-Buch mit mindestens 80 000 Wörtern. Mir wurde ganz heiß, als ich das gelesen habe, und kribbelig, und irgendwie wusste ich es sofort: ich wollte mit Spiegel deiner Seele antreten.
Das sind die ersten Woche eines neuen Notizbuches, das mir meine Freundin zum Geburtstag geschenkt hat. So habe ich mich motiviert, das Unmögliche zu schaffen, und das in nicht all zu langer Zeit. Zu dem eigentlichen Schreibprozess will ich jetzt nicht mehr so viel sagen, weil ich schon mehrere Beiträge im Rahmen des NANOWRIMO dazu geschrieben habe.
Die findet ihr hier , hier und hier.
Dafür gibt es ein paar Bilder, die eigentlich ganz gut beschreiben, wie mein Schreibprozess war.
Jaa, das war schon ein echt krasser Moment, und vor allem ist es dann letztendlich doch viel schneller gegangen als ich dachte. Auf einmal saß ich da und hatte ein fertiges Buch, und meine süße kleine Schwester hat sich fast doppelt so sehr gefreut wie ich mich selber.
Danach folgte erstmal eine lange Überarbeitungsphase. Zwischenzeitlich wurde der Einsendeschluss vom 31.März auf den 31.Mai verlegt, was mir sehr viel Erleichterung verschaffen hat. Was ich nicht so cool fand, war, dass die Mindestanzahl an Wörtern mit dem verlegten Einsendeschluss von 80 000 auf 50 000 Wörter gesenkt wurde. Zu was hatte ich mir so lange Stress mit der Wörteranzahl gemacht? Spiegel deiner Seele hat jetzt 90 000 Wörter, aber wenn ich so nachdenke braucht die Handlung das auch, um richtig ausgeführt zu werden, und es war eine Leben-am-Limit-Erfahrung, so viele Wörter zu schreiben, ohne dass ich alles dreißig Mal wiederhole. Ob ich es geschafft habe? Ob mein Buch bei dem Wettbewerb auch nur den Hauch einer Chance hat? Ob andere lesen wollen was ich mir für Gedanken zum Thema Seele und Freundschaft und Liebe gemacht habe? Keine Ahnung.
Ich glaube es gibt nicht besonders viele Autoren, die bereits mit ihrem ersten Buch Erfolg haben. Es würde einem Wunder gleichen, wenn Spiegel deiner Seele wirklich eines Tages zu kaufen ist. Aber es ist und bleibt mein erstes Buch und deswegen immer in meinem Herzen- und meiner Seele natürlich 😉 Im Laufe dieser zwei Jahre sind Amelia und Rico- die Hauptprotagonisten – sowas wie gute Freunde für mich geworden, und JA ich weiß, wie Psycho das klingt 😀
Mein fünfjähriges, schreiben lernendes Ich wäre jetzt garantiert ziemlich stolz auf mich, und ich glaube diesen Gefühlscocktail muss ich einfach noch eine Weile genießen, bis ich zurück auf den Boden der Realität komme.
Wer sich jetzt ganz unbedingt berufen fühlt, für mich den Testleser zu spielen, dem kann ich die Endversion von Spiegel deiner Seele als E-book aufs Smartphone schicken. Ich will aber auf keinen Fall IRGENDJEMAND zwingen, das Buch zu lesen, zugegeben ich komme gerade selber einfach nicht mehr zum Lesen vor lauter.
Der nächste Blogpost steht aber schon fest, ich werde eine Inhaltsangabe und eine Leseprobe zum Downloaden veröffentlichen, für alle die jetzt noch wissen wollen, um was genau es überhaupt geht.
Und wisst ihr, was ich jetzt in den nächsten 5 Minuten mache? Ich drücke den wahrscheinlich entscheidensten „Senden“-Knopf meines Lebens.
Wünscht mir Glück!!!