CHAPTER FIVE & SIX | Mai und Juni 2017

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Ja, ich lebe! Und wie! In den letzten beiden Monaten habe ich so sehr gelebt, dass dieser Beitrag meine Seite sprengen könnte, wenn ich auf jedes Detail eingehen würde. Sie wären es alle Wert.

Der Mai begann traditionell mit der Maiennacht, über die ich in Chapter Four ja bereits berichtet habe. Weil sie auch entsprechend lange war, verbrachte ich den ersten Mai hauptsächlich mit Nichtstun. Am 02. Mai dagegen war ich äußerst produktiv, denn ich absolvierte die LETZTE GFS MEINES LEBENS! Zusammen mit meiner Cousine brachte ich Schülern der siebten Klasse das Leben in Taizé näher, wobei wir beide mit Sehnsucht und Melancholie an unsere  Taizé-Zeit im Herbst 2016 denken mussten. Ich war auch ehrlich gesagt etwas melancholisch, als die GFS vorbei war, weil mir sowas eigentlich immer Spaß gemacht hat. Gut, dass die Universitätszeit vermutlich mehr als genug von solchen Aufgaben bereithält! Unsere Mühen wurden jedenfalls mit 13 Notenpunkten belohnt 🙂 Was natürlich Grund genug war, am Wochenende zu feiern, mit der selben Besatzung wie am ersten Mai. Wenn es zuhause manchmal anstrengend wird, stelle ich mir immer vor, mit diesen Leuten in einer WG zu wohnen, was zwar ab und zu sehr eklig wäre, prinzipiell aber sehr toll. Wir hätten das auch vollkommen im Griff, was man schon daran erkennt, dass wir es nach unserem kleinen Freitagabendfest am Samstag tatsächlich fertig gebracht haben, ein perfektes gemeinsames Mittagessen zu kreiren (na gut, zwei von uns haben gekocht, der Rest saß am Tisch und hat gewartet).

 

Nach diesem Mittagessen war ich mit meiner Cousine und meiner Schwester in Reutlingen, #cutefamily, bei einem erfolgreichen Shoppingtrip, und abends noch im Trödler. Am nächsten Wochenende war dann endlich mal wieder Stufenfest, diesmal im Freien. Hingegen mancher Befürchtungen blieb es den ganzen Abend trocken und wir hatten eine Menge Spaß.

Wochenende wie diese hatte ich in diesen zwei Monaten oft, und so sinnlos und unproduktiv sie sich anhören, ich habe sie dringend gebraucht und es hat so gut getan. Generell hing zu dieser Zeit nämlich eine dunkle Wolke über mir, mit der Aufschrift SEMINARARBEIT. Bis zum 02. Juni musste ich eine schriftliche, wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Neues Leben durch eine Stammzelltransplantation“ abgeben. Obwohl ich gefühlt die ganzen Osterferien daran gearbeitet habe, gab es im Mai immer noch eine Menge zu tun. Ich stand die ganze Zeit über extrem unter Strom, man hätte mich auch als Zombie bezeichnen können, deswegen genoss ich die Wochenenden umso mehr. Am Besten war ein Abend bei einer Freundin (übliche WG-Besatzung), an dem wir gegrillt haben und anschließend komplett ohne Alkohol Spaß hatten, mit rätselhaften Dreiecken, Psycho-Minuten und offenen Flaschen. Zwischendurch haben wir innegehalten und uns wurde bewusst, dass wir wirklich und wahrhaftig richtige Gymnasiasten sind. Samstagnacht um eins und wir sitzen da und streiten uns, ob wir als nächstes lieber Werwolf oder das Psycho-Spiel spielen wollen. Läuft bei uns!

In der vorletzten Maiwoche war meine Seminararbeit fast abgeschlossen und ein echtes Highlight stand bevor: eine Typisierungsaktion der DKMS an unserer Schule. Es drehte sich also um genau das Thema, mit dem ich mich die letzten Wochen und Monate befasst hatte. Zusammen mit anderen Mitgliedern der SMV und weiteren freiwilligen Helfern gaben wir den Oberstufenschülern ab 17 Jahren die Möglichkeit, sich bei der DKMS zu registrieren. Dabei mussten wir zunächst ihre Daten aufnehmen, etwaige Krankheiten abfragen und ihnen anschließend erklären, wie der Wangenabstrich mit dem Wattestäbchen durchzuführen ist. Außerdem gab es noch einen Vortrag in der Aula von einer DKMS-Mitarbeiterin. Sie hat bereits als Studentin angefangen, bei der DKMS zu arbeiten (etwas, das ich mir auch vorgenommen habe) und kennt sich nach einigen Jahren Arbeitszeit natürlich bestens in dem Bereich aus, sodass ich ihr in einer ruhigen Minute selbst noch Fragen für meine Seminararbeit stellen konnte. Trotzdem kann ich sagen, dass es für mich während dem Vortrag keine neuen Informationen mehr gab, was mich im Hinblick auf meine Seminararbeit beruhigt und auch etwas stolz gemacht hat. An unserer Schule haben sich an diesem Tag 80 Schüler und Lehrer zum Stammzellspender registrieren lassen. Die Aktion war ein voller Erfolg und das Thema hat mich einmal mehr begeistert.

Eigentlich wollte ich über die DKMS-Aktion unbedingt einen eigenen Blogpost schreiben, aber mir fehlte schlichtweg die Zeit. Erstens schrie die Seminararbeit immer noch laut „Hier!“ und zweitens begann bereits am nächsten Tag das Vatertagswochenende. Das bedeutet bei uns: Mittwoch letzter Schultag und abends die offizielle Abiparty unserer Schule, Donnerstag Vatertagswanderung zum Frühlingsfest, Freitag Erholung und dann kommt noch das eigentliche Wochenende. Klingt anstrengend, ist es auch, aber generell war es einfach mega cool. Die Abiparty war zwar regennass, aber trotzdem sehr gelungen, und das „Wandern“ am nächsten Tag fiel uns auch nicht schwer, da wir es vom ersten Mai ja schon gewöhnt waren. Dass wir für eine Strecke, die in eineinhalb Stunden durchaus zu bewältigen wäre, insgesamt vier Stunden gebraucht haben, muss man ja nicht extra dazu sagen. Aber die Regel gilt nun mal: wo eine Bank ist, da ist eine Pause, und Bänke gibt es im Fehlatal genug. Trotzdem erreichten wir irgendwann das Frühlingsfest, wo alle Wandergruppen früher oder später aufeinandertrafen und hatten noch den ganzen Abend Zeit. Weil wir in den Schatten wollten, entschlossen wir uns dazu, den Skilift zu erklimmen, wobei wir nach zwei Minuten in der Sonne kurz vor dem Aufgeben waren. Mit Grauen dachten wir dabei an die bevorstehende Geoexkursion mit ihren zigtausend Vulkan-Wanderungen, und die allgemeine Frage war: werden wir das überleben?

In dieser Zeit beschäftigte mich aber nicht nur das (zeitlich) nahe Reiseziel Sizilien, sondern auch die eigentlich noch so fern erscheinende Zeit nach dem Abitur. So machten mein bester Freund und ich uns am Samstag auf den Weg nach Tübingen, wo uns eine sehr freundliche Mitarbeiterin des Vereins Our Home Germany von ihrem Projekt erzählte. Es handelt sich um eine Einrichtung in Indien, die verwaiste Kinder aufnimmt und ihnen Sicherheit, Unterstützung und Schulbildung bietet. Immer wieder fliegen Volunteers nach Indien, um die hiesigen Mitarbeiter zu unterstützen. Bei uns beiden ist noch nichts sicher, wir wissen eigentlich nur, dass wir nach dem Abi wegwollen, aber die Informationen waren auf jeden Fall sehr hilfreich und wir behalten diese Möglichkeit im Kopf. Wenn es doch nur alles ein bisschen leichter wäre, es gibt so viele Möglichkeiten aber jede hat ihre Tücken und am allermeisten scheitert es eigentlich am Geld.

Unbezahlbar war der Moment, als meine Seminararbeit am Sonntagabend, den 28. Mai, ENDLICH FERTIG war. 76 Seiten voller Informationen, Erklärungen und Beschreibungen über die allogene Stammzellspende und -Transplantation. Und nein, 76 Seiten wären nicht nötig gewesen und ja, ich bin selber Schuld, dass ich mich einfach nie kurz fassen kann. Das zeigt sich ja bereits wieder an diesem Blogpost. Um also voranzukommen: plötzlich war er da, der letzte Schultag, der letzte Tag vor Sizilien. Ich habe meinen Handy-Countdown gestartet, da waren es bestimmt noch 200 Tage, und jetzt stand da eine 1, und ich konnte es nicht realisieren. Ich schätze wir waren ziemlich unausstehlich an dem Tag, vor allem weil es  in Strömen regnete und wir bereits über unsere Strand-Essentials diskutierten.

So waren wohl alle gleichermaßen froh, als am Dienstag den 30. Mai der Flieger in Stuttgart abhob und Richtung Catania flog, wo er zehn Minuten zu früh (zu früh!) landete. Damit konnte die Geoexkursion beginnen. Was soll ich sagen, es war genial. Normalerweise mache ich die Erfahrung, dass letztendlich nichts so ist, wie man es sich vorstellt. Dass die Dinge, auf die man sich monatelang wie irre freut, sich dann als doch nicht so besonders herausstellen. Dass hohe Erwartungen den bitteren Geschmack der Enttäuschung mit sich bringen. Nicht dieses Mal. Diese Reise war genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe und besser. Das Warten hat sich gelohnt. Mehr möchte ich gar nicht schreiben, denn mit einiger Verspätung wird in den nächsten Tagen hier ein Reisetagebuch folgen, das so detailreich ist, das keiner die Worte „Meer“, „Insel“ und „Vulkan“ danach noch hören kann.

Weil die zehn Tage so voll mit Aufregung, Aktivitäten und Spaß waren, hatte ich vor dem nach Hause kommen ziemlich Angst. Das war allerdings unbegründet, denn auch für den Rest der Pfingstferien war ich äußerst glücklich. Ich sah meine besten Freundinnen wieder, war auf Festern und vor allem auf dem ersten Elfmeterturnier des Jahres. Zusammen mit meiner besten Freundin war ich in Konstanz, Überlingen und Meeersburg, im wohl besten Burger-Restaurant Deutschlands, verzweifelt auf der Suche nach einem Trinkwasserbrunnen und manchmal auch nicht ganz ehrlich, was unser Alter im Zusammenhang mit Bustarifen anging.

Gegen Ende der Pfingstferien merkte ich zum ersten Mal, dass es mir nicht so gut ging, auch wenn ich nicht sagen hätte können, woran das lag. Leider blieb das auch so, auch als wir am Wochenende das erste Mal auf einem Elferturnier mitspielten. Hier zeigte sich wieder einmal mein übermäßig großes Talent im Umgang mit Bällen (nicht), aber wir waren definitiv Sieger der Herzen!

Obwohl mir ständig schwindelig war und ich auch langsam benennen konnte, dass das vor allem daran lag, dass ich schlecht Luft bekam, war es ein toller Abend! Nachdem meine Atemlosigkeit den Sonntag und Montag über anhielt, war ich am Montagabend beim Arzt, wo sich herausstellte, dass ich wohl tatsächlich eine abgeschwächte Form von Asthma habe. Das haben in meiner Familie einige, und da ich als Kind Neurodermitis und zahlreiche Allergien hatte, war das eigentlich auch ziemlich naheliegend. Das ist jetzt natürlich nicht besonders toll, aber auch nicht wirklich schlimm. Ich habe ein Asthma-Spray bekommen, das tut was es soll. Ich habe es sechs Tage gebraucht, und jetzt bin ich schon wieder 7 Tage ohne Spray klargekommen ohne Probleme zu haben 🙂

Alles halb so wild also, und so konnte ich mich den letzten Klausuren des Jahres stellen, auf das nächste Elfer gehen und mich mit Hochdruck auf die mündliche Seminarprüfung, das sogenannte Kolloquium vorbereiten. Das fand dann am 27. Juni statt, und fragt mal meine Schwester – meine Zombie-Karriere hat an diesem Tag ihren Höhepunkt erreicht. Kurz vor der Präsentation gingen mir Gedanken durch den Kopf wie Schreib in deinen Blog, dass du den Seminarkurs niemandem empfiehlst!! Das ist die Hölle! und sowas. Die Präsentation meines Schwerpunktes lief dann eigentlich ganz gut, so etwas liegt mir einfach und macht mir auch Spaß. Dann allerdings kamen die Fragen der Prüfer und ich kam mir vor wie ein geröstetes Brathähnchen.

Wieso, glaubst du wohl, setzt man eine Stammzelltransplantation nicht direkt bei der Ersterkrankung an Leukämie ein?

Ich redete ewiglange drum herum, bis es mir endlich wieder einfiel: eine Stammzelltransplantation wird nur eingeleitet, wenn keine andere Therapiemethode vielversprechender ist. Und bei einer Ersterkrankung liegen die Chancen, durch eine Chemotherapie geheilt zu werden, mitunter bei 80 Prozent, während die der Stammzelltransplantation nur 50 Prozent beträgt. Die anderen Fragen liefen ähnlich ab. Als ich dann vor der Türe stand und auf meine Note warten musste, betete ich, dass es wenigstens 7 Punkte werden würde. Besser hätte ich mich wirklich nicht eingeschätzt! Dann wurde ich hereingerufen, der Prüfer ratterte einige negativen Punkte herunter und sagte schließlich: „Deswegen müssen wir dir leider einen Notenpunkt abziehen. Du hast 14.“

14 PUNKTE. Den Rest des Tages war ich der glücklichste Mensch der Welt-

Die letzte Prüfung ist vorbei. Das Schuljahr ist fast zu Ende. Ich kann das immer noch nicht glauben, aber feiern konnte ich es, beim SMV-Grillen und dem Stufenfest am nächsten Tag. Von allen Stufenfesten die wir bisher hatten, war es das Beste. Neun Leute von uns haben das mündliche Abitur hinter sich, fast alle die letzten Klausuren und einer von uns wurde um 00:00 Uhr auch noch siebzehn, was zusätzlich die Stimmung hob. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass in unserer Stufe sowas funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich. Dass um 00:00Uhr alle dem Geburtstagskind um den Hals gefallen sind und von irgendwo „Happy Birthday“ angestimmt wurde und alle sofort mit eingefallen sind. Dass um circa vier Uhr das Aggregat leer gegangen ist und wir fortan alle im Dunkeln saßen und lautstark ohne Musik weitergesungen haben, und dass meine Freundinnen und ich, als wir schließlich nach Hause gelaufen sind, die anderen von Weitem immer noch singen hören konnten.

Was für ein perfektes Ende des Monats Juni. Jeder Monat ist irgendwie noch besser als der letzte. Und wawanns steht uns jetzt bevor? Ein Sommer ohne lernen, Stress und frühes Aufstehen. Ich kann es kaum erwarten.

Achso noch eines: da das hier ja schon zur Tradition geworden ist, gibt es hier das letzte Update meiner Tonfigur. So sieht die Gute nach ihrer Vollendung aus, und sie hat mir immerhin 11 Punkte eingebracht. Mehr konnte ich da auch wirklich nicht erwarten 😀

 

REALLY? Das kann ich dieses Mal nicht sagen. Nein. Unmöglich. Alleine Sizilien war eine einzige Ansammlung an schönen Momenten, aber auch der Rest der Zeit.

Vielleicht nehme ich einfach den: als ich im Juni gemerkt habe, ich muss nicht in Süditalien auf einem Boot zwischen Inseln hin und her fahren, um absolut glücklich zu sein, das geht definitiv auch, wenn man mit den besten Freunden zusammen ist, dann ist es nämlich egal wo man ist!

Vermutlich, nachts nicht schlafen zu können, weil die Luft dazu fehlt #PreAsthmaspray, oder aber der Moment kurz vor der mündlichen Seminarprüfung, oder als wir vor Vulcano von einem Boot springen sollten, oder oder oder… aber das ist alles Jammern auf hohem Niveau! Mir ging es verdammt gut diese beiden Monate!

  • The Cave- Mumford and sons
  • Don´t Forget where you belong – One Direction
  • Empire- Belasco
  • Green Light- Lorde
  • Chemie Chemie ya- Kraftklub
  • Sklave – Kraftklub
  • Mountain Sound- Of Monsters and Men
  • Never let me go – Alok Bruno Martini Zeeba
  • Pamplona- Fabri Fibra
  • Partiti adessp- Giusy Ferreri
  • The Stairs – Family of the year
  • Malibu- Miley Cirus
  • Shots- Imagine Dragons
  • Someone new- Hozier
  • Somewhere only we know -Cinematic Pop
  • Wasted – Brandi Carlile
  • Hunter – Galantis
  • Symphony – Clean Bandit
  • Subeme la Radio – Enrique Iglesias

 

 

Mein Name ist Tabitha Anna und ich bin 23 Jahre alt. Ich komme aus dem Süden von Baden-Württemberg und liebe es, zu lesen, zu schreiben und zu reisen. Seit Oktober 2019 studiere ich deutsche und italienische Sprach- und Literaturwissenschaft in Freiburg im Breisgau.